Am Donnerstagabend stehen die Rotjacken vor ihrer wohl höchsten Hürde in der Champions Hockey League-Vorrunde, kac.at stellt den schwedischen Spitzenklub Brynäs genauer vor.

Die Klubidentität:

Wie so viele Klubs in Schweden wurde der Brynäs IF im Jahr 1912 als multisportiver Verein gegründet, den Eishockeysport nach kanadischer Spielweise nahm man allerdings erst 1939 in das Programm auf. Nur vier Jahre später war der Sprung in Schwedens höchste Liga geschafft, die man seither entscheidend mitgeprägt hat: Insgesamt 13 nationale Championate machen den Klub aus Gävle zur Nummer zwei in der ewigen Rangliste, wobei die Periode zwischen 1964 und 1980 als die große Glanzzeit bezeichnet werden kann: Damals holte Brynäs innerhalb von 17 Saisonen zehn Meistertitel. Zum letzten Mal stemmte man den Pokal im Jahr 2012, als der Stammverein sein 100-jähriges Jubiläum beging. Insgesamt absolvierte der BIF bislang 68 Spielzeiten in der höchsten Spielklasse des Landes, in der historischen SHL-Gesamttabelle (seit der Elitserien-Gründung 1975) nimmt er den vierten Rang ein.

Hinter dem Verein, der nach einem Stadtteil in seiner knapp 90.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Heimatstadt Gävle benannt ist, liegt eine schwierige jüngere Vergangenheit: Beginnend mit der Saison 2017/18 schloss man den SHL-Grunddurchgang sechs Mal hintereinander auf einer zweistelligen Platzierung ab, im letzten Jahr davon (2023) war schließlich auch der Abstieg in die zweite Liga nicht mehr zu verhindern. Dort verbrachte Brynäs allerdings nur eine Saison, um dann zu einem unglaublichen Höhenflug anzusetzen: Die Regular Season 2024/25 beendete man als Aufsteiger auf Rang eins, erst im Finale musste man Luleå den Vortritt lassen. Das Comeback-Jahr in der SHL war von famosen wirtschaftlichen Kennzahlen begleitet: Nicht zuletzt aufgrund einer Hallenauslastung von 97,9 Prozent (Schnitt: 7.745 pro Partie) wurde ein Bilanzgewinn von über drei Millionen Euro eingefahren.

Die CHL-Vergangenheit:

Der Brynäs IF spielt heuer erst zum zweiten Mal in seiner Klubgeschichte in der Champions Hockey League. Die erste Teilnahme 2017/18 eröffneten die Schweden mit fünf Siegen am Stück, im Achtelfinale übersprangen sie die Hürde Adler Mannheim, Endstation war erst im Viertelfinale gegen Oceláři Třinec. Saisonübergreifend ergibt sich für Gävle auf internationaler Ebene eine sehr außergewöhnliche Konstellation: In jedem der letzten acht CHL-Spiele stand man einem Klub aus Deutschland oder Tschechien gegenüber, erst der EC-KAC wird diese Serie am Donnerstagabend durchbrechen. Neben den beiden genannten Nationen bespielte Brynäs in seinen bislang in Summe zwölf Partien in der Königsklasse nur Gegner aus Finnland oder Polen. Die Schweden beendeten keine ihrer bisherigen Begegnungen ohne erzielten Treffer, spielten aber bereits zwei Mal zu null, insgesamt wurden acht der zwölf Spiele gewonnen, fünf davon jedoch mit nur einem Treffer Vorsprung. Die Allzeit-Wertung in der teaminternen CHL-Scorerwertung führen Alternate Captain Linus Ölund und Ex-KAC-Stürmer Kevin Clark an, beide haben zehn Zähler auf ihrem individuellen Konto.

Nach 17 Jahren als Spitzenkraft bei den Washington Capitals schnürt Nicklas Bäckström heuer wieder für Brynäs die SchlittschuheNach 17 Jahren als Spitzenkraft bei den Washington Capitals schnürt Nicklas Bäckström heuer wieder für Brynäs die Schlittschuhe

Die Saison bisher:

Der amtierende schwedische Vizemeister bestritt im August nur zwei Vorbereitungsspiele: Gegen die SHL-Kollegen vom Timrå IK, Thomas Hundertpfunds Ex-Klub, siegte man auf neutralem Boden nach drei Treffern im Startdrittel ungefährdet mit 4:1. Gegen MoDo, im Frühjahr in die zweite Liga abgestiegen, unterlag Brynäs auswärts hingegen trotz klarer Überlegenheit (30:13 Torschüsse) und zwischenzeitlicher 2:0-Führung mit 2:3 nach Penaltyschießen. Auch der Start in die Champions Hockey League misslang den Schweden am vergangenen Freitag, bei Kometa Brno zogen sie mit 1:4 den Kürzeren. Rehabilitiert hat sich die Truppe von Head Coach Niklas Gällstedt (der als Spieler 1998/99 für die VEU Feldkirch auflief) dafür zwei Tage später, als sie – ebenfalls in Tschechien – einen klaren 5:0-Erfolg beim Mountfield HK realisierte.

Das Duell mit dem EC-KAC am Donnerstag wird demnach das erste Heimspiel für den Brynäs IF seit dem verlorenen fünften SHL-Finalspiel gegen Luleå am 28. April sein. Im Rahmen der Partie gegen Klagenfurt wird der Klub seinen Ex-Spieler Daniel Paille ehren: Der 657-fache NHL-Crack wurde im CHL-Achtelfinale 2017/18 von Mannheims Thomas Larkin so übel attackiert, dass er aufgrund der dabei erlittenen Kopfverletzung seine Laufbahn beenden musste. Ein weiterer großer Höhepunkt könnte das Heimdebüt des „verlorenen Sohnes“ sein: NHL-Größe Nicklas Bäckström, dekoriert mit 1.244 Einsätzen für die Washington Capitals, dem Stanley Cup (2018) und der WM-Goldmedaille (2017), kehrte im Sommer zu seinem Jugendverein zurück und dürfte gegen die Rotjacken im Lineup stehen.

Die Beziehungen zum EC-KAC:

Die Rotjacken und der Brynäs IF standen sich trotz ihrer jeweils langen Klubgeschichten erst ein einziges Mal direkt gegenüber: Im Rahmen eines Pre-Season-Einladungsturniers in Södertälje, Schweden, duellierte man sich am 3. September 1999 freundschaftlich, Brynäs, damals amtierender schwedischer Meister, sorgte schon im ersten Abschnitt (4:0) für klare Verhältnisse und siegte am Ende mit 7:1. Den Treffer der Klagenfurter verbuchte der damals erst 17-jährige Thomas Pöck.

Auch auf individueller Ebene ist die Liste an personellen Überschneidungen zwischen beiden Klubs eine recht kurze, nur vier Spieler repräsentierten in der Geschichte beide Teams. Der jüngste Vertreter davon, Kevin Clark, beendete die Saison 2024/25 bekanntlich beim EC-KAC und beschloss damit seine Karriere, in deren Verlauf er zwischen 2016 und 2018 zwei Jahre lang auch für Brynäs gespielt hatte. Mit den Schweden wurde er 2017, als er auch zum SHL-Torschützenkönig avancierte, Vizemeister. Im Frühstadium seiner Laufbahn (1981 bis 1984) verteidigte Robert Nordmark in Gävle, er stand knapp eineinhalb Jahrzehnte später für einige Monate auch in Diensten der Rotjacken. Zwei Engagements beim Brynäs IF hat Christer Olsson in seinem Lebenslauf stehen, während dem ersten (1992 bis 1995) wurde er zum Nationalspieler, im Laufe des zweiten (2000 bis 2002), das unmittelbar an seine Saison in Klagenfurt anschloss, bestritt er seine letzte WM für sein Heimatland. Er kehrte später für zwei Jahre als Trainer nach Kärnten zurück und führte den EC-KAC zum Meistertitel 2013. Gleich sechs Spielzeiten und 329 Ligapartien lang trug Jonas Nordqvist das Trikot von Brynäs (2009 bis 2015), direkt nach seiner dortigen Tätigkeit wechselte er zum österreichischen Rekordmeister, bei dem er nach einer durchwachsenen Saison seine Profilaufbahn beendete.