Zum Abschluss des Grunddurchgangs in der Champions Hockey League gastieren die Rotjacken am Mittwoch bei KalPa Kuopio, kac.at stellt den amtierenden finnischen Meister ausführlich vor.

Die Klubidentität:

Die Klubbezeichnung KalPa ist die Kurzform für Kalevan Pallo, wobei der erste Begriff das finnische Nationalepos Kelevala bezeichnet und der zweite für Ball(sport) steht. Diesen patriotisch angehauchten Namen verdankt der Verein seiner Entstehungsgeschichte: Gegründet wurde er 1929 nämlich in der karelischen Kleinstadt Sortavala, die heute auf russischem Territorium liegt. Nach dem zweiten Weltkrieg, als der Ort der Sowjetunion zugeschlagen wurde, wurden die beiden lokalen finnischen Sportvereine in das gut 200 Kilometer Luftlinie entfernte Kuopio umgesiedelt, wo sie sich zusammenschlossen und ab 1946 den bis heute gültigen Namen KalPa annahmen. Auch die Entwicklung in Richtung Spitzeneishockey geht auf einen externen Impuls zurück: 1956 übernahm KalPa Material, Spieler und den Zweitliga-Startplatz des finanziell ins Schleudern gekommenen lokalen Eishockeyvereins in Kuopio.

Als KalPa 1957 zum ersten Mal in Finnlands höchster Spielklasse an den Start ging, war Juhani Wahlsten, der später mit dem KAC im Europacup-Finale stand, einer der prägenden Akteure am Eis. Die folgenden knapp drei Jahrzehnte verbrachte der Klub allerdings wieder zweit- bis viertklassig weiter unten im Ligensystem, erst die 1979 erfolgte Fertigstellung von Kuopios Eishalle leitete den Weg zurück an die Spitze ein. Der Sprung zurück in die SM-Liiga gelang 1986, seither gehört man der höchsten Liga des Landes mit Ausnahme einer sechsjährigen Periode zwischen 1999 und 2005 durchgehend an. Große Erfolge waren dem Verein dort jedoch lange Zeit nicht beschieden, die beiden Vizemeistertitel von 1991 und 2017 galten bis zum Frühling 2025 als die sportlichen Ausrufezeichen der Klubhistorie. Im März und April dieses Jahres spielte KalPa nach einem dritten Platz im Grunddurchgang famose Playoffs, die nach Erfolgen über Ässät, Ilves und – in der wohl überraschendsten Finalserie der jüngeren finnischen Eishockeygeschichte – SaiPa mit dem ersten nationalen Meistertitel endeten.

Die CHL-Vergangenheit:

Der amtierende finnische Meister nimmt heuer zum fünften Mal an der Champions Hockey League teil. Bei seinen vier Auftritten (in Serie) zwischen 2014 und 2017 erreichte er nur ein Mal die KO-Phase: Im Achtelfinale der Saison 2016/17 war Fribourg-Gottéron aus der Schweiz eine knapp zu hohe Hürde, Kuopio unterlag im Rückspiel nach Verlängerung. Gegen die Rotjacken bestreitet KalPa das 30. CHL-Spiel seiner Klubgeschichte, die bisherige Bilanz ist leicht positiv und weist bei einem Unentschieden 15 Siege und 13 Niederlagen sowie ein Torverhältnis von 76:71 aus. Wesentlich besser schnitten die Finnen in der jüngeren Vergangenheit ab: Saisonübergreifend haben sie jedes ihrer letzten sieben Spiele in der Königsklasse gewonnen und dabei in Summe nur zwölf Verlusttreffer hinnehmen müssen (während sie selbst 34 Tore erzielt haben). Auf eigenem Eis agierte Kuopio in der Champions Hockey League sehr erfolgreich, von den letzten acht Heimspielen ging nur eines verloren. In Summe 14 vor heimischer Kulisse ausgetragene CHL-Begegnungen brachten zehn Siege, nur gegen Klubs aus Schweden und Tschechien verlor KalPa jeweils zwei Mal.

Die Olvi Areena in Kuopio ist Schauplatz des sechsten CHL-Saisonspiels der RotjackenDie Olvi Areena in Kuopio ist Schauplatz des sechsten CHL-Saisonspiels der Rotjacken

Die Saison bisher:

Der finnische Meister spielte bislang eine herausragende Champions Hockey League-Saison: Im Auftaktspiel bei den Belfast Giants glich KalPa in der 59. Minute aus, um sich anschließend in der Verlängerung durchzusetzen. Dieser sollte der einzige Punkteverlust in der bisherigen Kampagne bleiben, es folgten Auswärtssiege in Ingolstadt (4:1) und Hradec Králové (5:1) sowie dazwischen Erfolge auf eigenem Eis gegen Hamar (6:1) und Salzburg (3:2). Als erstes Team im Bewerb sicherten sich die Finnen das Ticket für das Achtelfinale, sie sind mittlerweile auch nicht mehr aus den Top-Vier zu verdrängen und bestreiten am letzten Grunddurchgangsspieltag das Fernduell mit den Liiga-Kollegen von Ilves um Platz eins. Mit sieben kassierte Kuopio bisher die zweitwenigsten Gegentreffer, auf mehr als die 21 erzielten Tore kann kein anderes CHL-Team verweisen.

Deutlich weniger erbaulich gestaltete sich hingegen bislang die Mission Titelverteidigung in der heimischen Meisterschaft: In den ersten sieben Runden wechselten sich Siege und Niederlagen stets ab, zuletzt zeigte die Tendenz aber nach oben: Die Truppe von Head Coach Sami Tervonen punktete in jedem der jüngsten vier Ligaspiele und gewann drei davon, zuletzt am Samstag mit 2:1 bei Kiekko-Espoo, wo Ex-VSV-Coach Jyrki Aho an der Bande steht. Der amtierende Meister nimmt aktuell Tabellenposition neun unter 16 Teams ein, der Rückstand auf Platz eins beträgt allerdings nur fünf Zähler.

Die Beziehungen zum EC-KAC:

Der EC-KAC und KalPa Kuopio standen sich bisher noch nie am Eis gegenüber. Auch generell sind Duelle der Rotjacken mit finnischen Klubs selten: Von einer intensiven Phase in den Jahren nach der Eröffnung der Stadthalle – zwischen 1959 und 1966 gastierten insgesamt zehn Mal Vereins- oder Auswahlmannschaften zu Freundschaftsspielen in Klagenfurt – abgesehen, umfasst die aktuell 3.316 Partien starke Bewerbsspiel-Historie des Rekordmeisters nur zwei Begegnungen mit finnischen Teams: In der Champions Hockey League 2019 bezwang der EC-KAC zu Hause Tappara mit 3:2, um dann das Rückspiel in Tampere mit 3:8 zu verlieren.

Auf individueller Ebene sind die Überschneidungen zwischen dem einfachen finnischen und 32-fachen österreichischen Meister häufiger, insgesamt sieben Spieler trugen die Trikots beider Klubs: Juhani Wahlsten war wichtiger Bestandteil KalPas in seinen beiden ersten Erstliga-Saisonen 1957 bis 1959 und spielte elf Jahre später (wie danach auch sein Sohn) bei den Rotjacken, mit denen er 1970 den Titel holte. Klagenfurts zweifacher Meistertrainer Petri Matikainen, zuvor auch eineinhalb Jahre als Spieler in Rot-Weiß dabei, verteidigte zwischen 1994 und 1996 in Kuopio. Und der einzige finnische KAC-Goalie der Geschichte, Pekka Tuokkola, streifte im Jahr vor seinem Wechsel nach Kärnten (2016) das Jersey von KalPa über. Direkt von Kuopio nach Klagenfurt wechselte im Sommer 2014 der kanadische Stürmer Luke Pither, für seinen Landsmann Wayne Groulx waren die Finnen 1987 seine erste Europa-Station, sechs Jahre später absolvierte er ein eher durchwachsenes Engagement bei den Rotjacken. Torhüter Andy Chiodo war der einzige Spieler, der vorher in Klagenfurt (2010 bis 2013) und erst dann bei KalPa spielte. Ebenfalls für beide Vereine am Eis stand auch ein österreichischer Crack: Für Oliver Setzinger war Kuopio eine der drei Klubadressen in seiner ersten nominellen Seniorensaison (2003/04), eine gute Dekade später lief er knapp zwei Jahre lang für den EC-KAC auf.