kac.at: Der Sommer neigt sich langsam dem Ende zu, wie hast Du persönlich die Off-Season verbracht?
Kirk Furey: Durch die Pandemie war es dieses Jahr etwas ruhiger, wir haben einen kleinen Familienausflug unternommen und es genossen, einmal mehr Zeit zu Hause zu verbringen, denn sobald die Saison startet, gestaltet sich das ja wieder deutlich schwieriger.
kac.at: Wann seid Ihr mit dem Future Team wieder in das Eistraining eingestiegen?
Kirk Furey: Wir haben heuer etwas früher begonnen als sonst, wir hatten die Möglichkeit, bereits ab Mitte Juli wieder in der Stadthalle aufs Eis zu gehen. Das haben wir natürlich ausgenützt und mit der Mannschaft zwei Eiseinheiten pro Woche absolviert, bevor es Anfang August mit dem Trainingscamp losging.
kac.at: Das Future Team musste dann zu Beginn der Pre-Season aufgrund zahlreicher Einberufungen in die Kampfmannschaft mit einem dezimierten Lineup auskommen. Wie habt Ihr diese Herausforderung gemeistert und was konntet Ihr speziell aus diesen ersten Testspielen mit einer sehr jungen Aufstellung mitnehmen?
Kirk Furey: Wir Trainer waren sehr zufrieden damit, wie die Jungs gespielt und welche Energie sie aufs Eis gebracht haben. Um ehrlich zu sein, wussten wir nicht, wie es uns in den ersten Partien gehen würde, weil wir ein außergewöhnlich junges Lineup hatten, aber einige Junioren haben wirklich Verantwortung übernommen und Führungsqualität bewiesen. Mit Andrej Tavželj ist heuer ein älterer Verteidiger zu uns gestoßen, dem es gelungen ist, unsere junge Defensive in diesen Spielen zu stabilisieren. Das Wichtigste ist, dass wir die Energie und die Leidenschaft gespürt haben, daher sehen wir den Start in die Pre-Season rückblickend sehr positiv.
kac.at: Bis auf Christoph Tialler, der ja vorerst beim ICE-Team bleibt, sind anschließend alle Spieler wieder zu Euch gestoßen. Wie ordnest Du den Verlauf der restlichen Testspielphase ein?
Kirk Furey: Insgesamt war das recht in Ordnung. Dass wir in der Pre-Season nur gegen Teams gespielt haben, die wir heuer auch in der Alps Hockey League oft zu Gesicht bekommen werden, war ein guter Test und hat uns gezeigt, wo wir im direkten Vergleich stehen. Die Vorbereitung war sicher ein Schritt in die richtige Richtung, aber wir müssen weiterhin hart arbeiten, um uns kontinuierlich zu verbessern. Wir haben in jedem Jahr verhältnismäßig viele personelle Wechsel im Kader, für den heurigen Sommer galt das ganz besonders. Einige Jungs haben uns verlassen, aus der U18 stießen Nachwuchsspieler hinzu, außerdem gab es auch externe Neuzugänge wie Val Usnik, Andrej Tavželj oder Jannik Fröwis. Die größte Herausforderung ist es, die breite Palette an Einzelspielern zu einer Mannschaft zu vereinen: Auch wenn wir eine sogenannte Ausbildungsmannschaft sind, so wollen wir dennoch unsere eigene Identität entwickeln und etablieren. Das betrifft sowohl das Geschehen am Eis als auch abseits davon. Ganz egal, ob jemand von uns ins Profiteam hochgezogen wird, oder er aus der Kampfmannschaft zu uns stößt, all diese Spieler sind Teil unseres Teams mit seiner eigenen Charakteristik. Das wollen wir vermitteln, daran arbeiten wir jeden Tag.
kac.at: Was ist Deine Message an jene Spieler, die den Cut im Profiteam vorerst nicht geschafft haben und von Petri Matikainen wieder zurück ins Future Team geschickt wurden?
Kirk Furey: Natürlich ist es für jeden Profi eine Enttäuschung, wenn man einen solchen gefühlten Rückschlag hinnehmen muss, aber unsere Message ist auch hier klar: Diese Spieler müssen bei uns das gleiche Verhalten und denselben Willen an den Tag legen, wie sie es in der Kampfmannschaft getan hätten. Unser Leitspruch im Team dreht sich um die Begriffe Attitude, Respect und Compete, diese drei Eigenschaften müssen sich die Jungs verinnerlichen. Wenn sie dies nicht konstant tun, sind wir Trainer dazu da, sie darauf aufmerksam zu machen. Denn das sind die Basics, um überhaupt die Chance zu haben oder zu erhalten, das nächste Level zu erreichen. Pädagogisch streichen wir im Umgang mir diesen Spielern natürlich die Stärken jedes einzelnen hervor und erinnern sie daran, wieso sie es überhaupt ins Profiteam geschafft haben und woran sie noch arbeiten müssen, um sich in Zukunft dort auch festsetzen zu können.
kac.at: Jakob Holzer und Florian Vorauer haben heuer den nächsten Schritt gemacht und sind in die Kampfmannschaft aufgestiegen. Sind die beiden bereit dafür?
Kirk Furey: Wir sind sehr stolz und freuen uns für Jakob und Florian, dass sie diese Chance erhalten. Jakob Holzer hat im Moment die Nase etwas vorne und sich für die Backup-Position hinter Sebastian Dahm qualifiziert, aber Florian Vorauer ist voll in den Trainingsbetrieb des Profiteams eingebunden und beispielsweise ja dieser Tage auch mit auf der CHL-Reise. Die beiden haben ein tolles Verhältnis zueinander und sind über die letzten Jahre als Team gewachsen, daher sind wir auch sehr froh darüber, dass sie beide heuer auch in unserer Mannschaft weitere Spielpraxis sammeln werden. Menschlich sind beide in den vergangenen Saisonen gereift und zu Führungsspielern in unserem Team geworden, jetzt haben sie auch eine Etage höher unsere vollste Unterstützung, gleichzeitig sind sie vollwertige Mitglieder unserer Truppe, wenn sie in der neuen Saison in der AHL für uns auflaufen.
kac.at: Insgesamt ist der Kader des Future Teams auch heuer wieder ein sehr junger. Wie wichtig ist es, auch auf Routiniers wie den erwähnten Andrej Tavželj setzen zu können, um den Junioren Rückhalt zu geben?
Kirk Furey: Das ist sehr wichtig. Andrej hat von den Olympischen Spielen bis zu den Weltmeisterschaften eishockeytechnisch schon viel erlebt und Liga-Meisterschaften gewonnen. Vor allem für unsere Nachwuchsspieler, die im Juniorenbereich viel Erfolg hatten und dann in die AHL kommen und plötzlich gegen Männer spielen, ist er eine wichtige Orientierung. In diesem Setting kommt es zwangsläufig zu Situationen, die sie nicht kennen und die sie vielleicht auch ein wenig überfordern. Ich konnte bereits in der Pre-Season sehen, dass Andrej Tavželj wie ein Ruhepol für die Jungen ist und sie dadurch mit viel mehr Selbstvertrauen auftreten. Dazu muss er auch gar nicht viel sprechen, alleine die Präsenz eines solchen Routiniers ist schon sehr wertvoll.
kac.at: Das Future Team geht heuer in seine sechste Alps Hockey League Saison, Du in Deine vierte als dessen Head Coach. Wie sehen Deine Erwartungen für die kommende Spielzeit aus?
Kirk Furey: Playoffs, ohne Frage. Wir wollen, dass unsere Spieler an den Weg, den wir eingeschlagen haben, glauben. Wir erwarten auf jeden Fall mehr als in der Vergangenheit, denn einige unserer Jungs sind schon seit mehreren Jahre ein Teil dieser Organisation, dieses Programms, nun müssen sie beginnen, Verantwortung zu übernehmen. Wie ich zuvor schon gesagt habe, hat unser Team seine eigene Identität: Wir sind nicht eine Zweitmannschaft ohne Ambitionen, die Spieler haben eine Verpflichtung gegenüber dieser Mannschaft und sollen stolz darauf sein, dieser anzugehören.
kac.at: Seit heuer steht Dir – neben Christoph Brandner als Development Coach – mit David Fischer eine weitere Person mit reichlich Erfahrung als Profi zur Seite. In welchem Ausmaß bereichert er den Coaching-Staff?
Kirk Furey: Für unsere Jungs ist es wahnsinnig wertvoll, von Coaches geführt zu werden, die so erfolgreiche aktive Karrieren hatten. Jeder kennt Christoph Brandner, den ersten österreichischen Feldspieler in der NHL, er war ein außergewöhnlicher Profi, von dem nachwachsende Spielergenerationen unheimlich viel lernen können. David Fischer hat zwar noch nicht viel Erfahrung als Trainer, er kommt aber direkt aus der aktiven Laufbahn, ist also noch näher mit der Altersgruppe unserer Spieler verbunden und kann sich sehr gut in diese Spieler hineinversetzen. Ich bin sehr froh, mit zwei Fachmännern dieses Kalibers zusammenarbeiten zu können.
kac.at: Die Spieler in der Alps Hockey League reifen zu lassen und ihnen dort die Möglichkeit zu geben, sich für die Kampfmannschaft zu empfehlen, hat sich für den EC-KAC bisher durchaus bewährt. Wie siehst Du diese Konstellation?
Kirk Furey: Man muss wirklich betonen, dass der Coaching-Staff der Kampfmannschaft zu einhundert Prozent an Board ist, wenn es darum geht, unsere Spieler weiterzuentwickeln und ihnen die Möglichkeiten zu geben, sich für die Kampfmannschaft zu empfehlen. Es ist allerdings auch klar, dass ihnen nichts geschenkt wird, jeder muss sich das Vertrauen erarbeiten und verdienen. Der Sprung aus dem Future Team in die Profimannschaft ist ein großer, das ist mir völlig klar. Als wir dieses Programm vor fünf Jahren gestartet haben, wussten wir, dass es die Junioren schwer haben werden, wenn sie von einer Sekunde auf die andere gegen Männer anstatt gegen andere Jugendliche spielen, aber unterm Strich haben die positiven Aspekte gegenüber dem regulären Junior Hockey deutlich überwogen. Das mag sich beim Blick auf die AHL-Tabelle nicht gezeigt haben, aber darum geht es nicht so sehr: Wir geben im Future Team jungen Spielern die Möglichkeit, sich an den Profispielbetrieb zu gewöhnen und härteres, intensiveres, schnelleres Eishockey zu spielen. Kele Steffler ist da ein sehr gutes Beispiel: Er hat in den Jahren bei uns immer besser verstanden, welche Art von Spieler er ist, hat diese Rolle Schritt für Schritt besser interpretiert, hart gearbeitet und sich so in den Kader der Kampfmannschaft gespielt.
kac.at: Wenn wir auf die fünfjährige Geschichte des Projekts AHL-Mannschaft blicken, wie hat sich dieses weiterentwickelt und welche sind die langfristigen Ziele des Future Teams?
Kirk Furey: Wir möchten auch in Zukunft so viele Spieler wie möglich für die Kampfmannschaft entwickeln, müssen dabei aber auch realistisch sein und können nicht erwarten, dass wir in jeder Saison zwei, drei, vier oder fünf Athleten in das Profiteam hochziehen. Wir haben uns in fünf Jahren noch nie für die Playoffs in der Alps Hockey League qualifiziert, oberflächlich betrachtet könnte man also meinen, dass wir noch nicht viel erreicht haben. Das sehe ich ganz und gar nicht so: In der Premierensaison 2016/17 wussten wir manchmal am Tag vor Spielen nicht, ob wir zahlenmäßig überhaupt ein angemessenes Lineup aufbieten würden können, dieses Problem gibt es heute nicht mehr. In unserer Nachwuchsabteilung wird tolle Arbeit geleistet, speziell in der U18 werden die Spieler gut auf den Schritt in die AHL vorbereitet, im Future Team werden sie dann weiterentwickelt, um potenziell den Sprung in die Kampfmannschaft zu schaffen. Dieses Modell hat sich bewährt, heute wollen junge Cracks aus ganz Österreich und auch immer mehr slowenische Talente diesen Weg mitgehen und Teil unserer Organisation werden. Wir sind sehr weit gekommen: Von einer unterbesetzten Gruppe zu einer Mannschaft, in der es auch intern einen befruchtenden Konkurrenzkampf um Plätze im Lineup gibt und in der die Trainer stets das bestmögliche Team aufs Eis schicken können. Der EC-KAC kann stolz darauf sein, wie gut sich dieses Programm entwickelt hat, auf diesen Lorbeeren ausruhen wollen wir uns aber natürlich nicht.