Im Vorfeld des ersten Kärntner Derbys der Saison 2021/22, dem 339. der Geschichte, stellt kac.at den Lokalrivalen der Rotjacken, den EC VSV aus Villach, genauer vor.

Der Klub:

Der EC VSV ist neben dem EC-KAC der zweite große Traditionsverein unter den acht österreichischen Teilnehmern an der bet-at-home ICE Hockey League: Der im Winter 1968/69 parallel zur Errichtung der Kunsteisbahn in der Draustadt neu gegründete Klub spielt seit 1977 durchgehend in Österreichs höchster Spielklasse. Sechs Meistertitel zieren den Briefkopf der Adler, ihr letztes Championat liegt jedoch bereits eineinhalb Dekaden zurück und datiert aus dem Jahr 2006. Seither durchlebte der Verein teils turbulente Phasen, auch blieben die großen Erfolge aus: Seit der Spielzeit 2014/15 beendete Villach die Regular Season nicht mehr in der oberen Hälfte des Rankings, ein Jahr später, im März 2016, gewann man (gegen die Vienna Capitals) letztmals eine Playoff-Serie.

Im Sommer 2021 hat der EC VSV eine vielversprechende Mannschaft für die laufende Saison zusammengestellt, deren Grundgerüst aus zwölf Importspielern besteht. Head Coach Rob Daum und seinem Assistenten, dem ehemaligen KAC-Stürmer Marcel Rodman, steht ein Kader zur Verfügung, dessen Stärke insbesondere in der Offensive liegt und der insgesamt deutlich mehr Tiefe aufweist als in Spielzeiten der jüngeren Vergangenheit. Einen wesentlichen Fortschritt hatte das Villacher Eishockey in der Off-Season auch in infrastruktureller Hinsicht zu verzeichnen: Die Installation eines flexiblen Bandensystems in der Stadthalle sorgt für mehr Sicherheit für die Athleten. Auch wurde dadurch das Spielfeld redimensioniert: Die Rotjacken erwartet am Freitag eine um neun Prozent kleinere Eisfläche als noch bei ihrem letzten Auftritt an der Drau im März.

Aktuelles:

Wie für den EC-KAC endete auch für Villach am Dienstag eine beachtliche Serie: Während die Rotjacken nach acht Partien in Folge mit Punktgewinnen erstmals leer ausgingen, fand der blau-weiße Streak nach sieben Begegnungen seinen Abschluss: Der EC VSV unterlag den Graz 99ers auswärts knapp mit 3:4 und musste damit in seinem zwölften Saisonspiel in der Fremde die siebte Niederlage hinnehmen. In der Tabelle liegen die Draustädter damit aktuell auf Platz sieben, nach wie vor sind sie aber das Team mit der produktivsten Offensive der Liga: 3,86 erzielte Treffer pro Spiel entsprechen einem Wert, der mit 32,0 Prozent um fast ein Drittel über dem der anderen zwölf bzw. 13 ICE-Klubs liegt. Eine Macht waren die Adler in der bisherigen Saison auf eigenem Eis, wo sie bei zehn Auftritten nur ein einziges Mal – Ende September gegen den HC Pustertal – gänzlich leer ausgingen. Zuletzt feierte Villach rund um den Monatswechsel zwei klare Heimsiege gegen Wien (7:1) und Dornbirn (5:1). Hinsichtlich der Punkteausbeute ist der EC VSV die Nummer zwei in der ICE-Heimtabelle (2,200 pro Spiel), Tore hat zu Hause ligaweit kein anderes Team mehr erzielt (4,90 pro Partie). Als besonders effektiv hat sich im bisherigen Saisonverlauf auch das Unterzahlspiel erwiesen, die blau-weiße Erfolgsquote von 85,3 Prozent stellt ebenfalls einen Bestwert im Bewerb dar.

Spieler im Fokus:

Mit Scott Kosmachuk steht der aktuelle Top-Torjäger der bet-at-home ICE Hockey League in Villach unter Vertrag: Der Kanadier hält bei insgesamt 15 Volltreffern und bewies in den vergangenen Wochen (acht Treffer bei den letzten acht Einsätzen) gute Form. In der teaminternen Scorerwertung folgen hinter ihm sechs weitere Legionäre, darunter der zweitbeste Saisontorschütze, der Lette Renārs Krastenbergs, der mit deutlichem Abstand erfolgreichste U24-Scorer in der Liga. Nach der Rückkehr aus seiner Kurzzeit-Pension ebenfalls toll in Schuss präsentiert sich Verteidiger Jamie Fraser: Dem Kanadier scheint es gut zu tun, heuer nicht mehr ganz so astronomisch anmutende Time-on-Ice-Anteile abarbeiten zu müssen, sein +18-Saldo ist derzeit die beste Plus/Minus-Bilanz eines Abwehrspielers in der gesamten ICE. Eine sehr gute Saison spielt bislang auch Stürmer Benjamin Lanzinger: Der 21-Jährige verbuchte bereits starke 14 Scorerpunkte (acht Tore, sechs Assists) und platziert sich damit in der teaminternen Wertung als einziger Eigenbauspieler auf einem der ersten 19 Plätze.

Bilanz gegen den EC-KAC:

Die Geschichte an Eishockeyduellen zwischen Klagenfurt und Villach geht bis in die 20er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück, in Bewerbsspielen standen sich die Teams der beiden Städte jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg gegenüber. Seit dem erstmaligen Aufstieg der Draustädter in die höchste Spielklasse Österreichs (1949) wurden bislang 338 Kärntner Ligaspiel-Derbys ausgetragen, dabei standen 177 rot-weißen Siegen 142 blau-weiße Erfolge gegenüber, in 19 Fällen trennte man sich unentschieden. Auch in der Bilanz seit der Liga-Neugründung im Jahr 2000 hat der EC-KAC die Nase mittlerweile (mit 77 zu 64 Siegen) vorne, diesen Vorsprung erspielte er sich vor allem in der jüngeren Vergangenheit: Von den letzten 23 Konfrontationen gingen ganze 19 an die Rotjacken, alle vier Niederlagen dieses (bis Dezember 2016 zurückreichenden) Zeitraums mussten die Klagenfurter in Auswärtsspielen hinnehmen. Im Frühjahr, im Viertelfinale der ICE-Premierensaison, standen sich die beiden Klubs erstmals seit zehn Jahren wieder in einer Playoff-Serie gegenüber, am Weg zum späteren Meistertitel setzte sich der EC-KAC klar mit 4:1 durch. Seinen einzigen Sieg im Rahmen dieser fünf Duelle konnte Villach in der zweiten Begegnung einfahren: Die Adler siegten auf eigenem Eis mit 6:3 – das einzige der letzten 26 Kärntner Derbys, in denen Blau-Weiß mehr als drei Treffer erzielte.