Der Klub:
Hinter den Black Wings Linz liegen zwei schwierige, sportlich wenig erbauliche Saisonen, sowohl im Vorjahr als auch in der vorangegangenen Spielzeit verpassten die Oberösterreicher die Playoffs – was ihnen in ihren 20 vorherigen Jahren in der höchsten Spielklasse Österreichs insgesamt nur zwei Mal (2005 und 2006) passiert war. Dem sportlichen Abwärtstrend waren Querelen und personelle Wechsel in der Vereinsführung vorangegangen, der gute Start in die aktuelle Saison könnte jedoch ein Fingerzeig dafür sein, dass die Talsohle in der Entwicklung des Klubs durchschritten ist. Das verloren gegangene Vertrauen des Anhangs müssen sich die Black Wings allerdings wohl erst mühsam zurückerobern: Den ersten drei Heimspielen in der noch jungen Saison wohnten durchschnittlich 2.114 Fans bei, in den fünf Jahren vor der Pandemie lag der Linzer Schnitt in Grunddurchgangspartien bei 4.645.
Die große Identifikationsfigur steht beim zweifachen Meister an der Bande: Philipp Lukas ist der einzige österreichische Head Coach in der win2day ICE Hockey League – und gleichzeitig der erste rot-weiß-rote Ligatrainer seit Andreas Brucker, der im Frühjahr 2019 die sportliche Verantwortung beim EC Salzburg trug. Die Klubikone, die 910 Ligaspiele für die Black Wings bestritten hat und elf Jahre lang das Kapitänsamt innehatte, versucht an der Donaulände eine neue Spielkultur zu etablieren. Dazu hat er den Kader maßgeblich umgebaut, keiner der zwölf in der vergangenen Saison eingesetzten Importspieler läuft heuer noch für Linz auf. Verpflichtet wurden sechs gestandene Legionäre, einen siebten, Brodi Stuart, nahm Lukas von seinem AHL-Engagement bei den Steel Wings mit ins Team. Einheimische Akteure nehmen bei den Oberösterreichern nunmehr größere Rollen ein, unter den zehn Kaderspielern mit der höchsten durchschnittlichen Time-on-Ice pro ICE-Saisonspiel finden sich aktuell fünf Österreicher.
Aktuelles:
Gemeinsam mit dem EC-KAC sind die Black Wings Linz aktuell die formstärkste Mannschaft der win2day ICE Hockey League, beide Teams verbuchten zuletzt vier Siege in Folge. Die Oberösterreicher ließen auf zwei Erfolge im Rahmen des Roadtrips in den Westen am vergangenen Wochenende (3:2 nach Penaltyschießen bei den Pioneers Vorarlberg, 5:2 beim HC Innsbruck) am Freitag einen knappen, spät fixierten, jedoch verdienten 2:1-Heimsieg gegen den HC Pustertal folgen. Dabei glich Veteran Marc-André Dorion, aktuell Aushilfe aus dem AHL-Kader der Steel Wings, in der 54. Minute die Führung der Südtiroler aus, 58 Sekunden vor dem Ende fixierte Stefan Gaffal den „Dreier“. Die Black Wings, die jede ihrer jüngsten 15 Unterzahlsituationen unbeschadet überstehen konnten, kletterten damit auf Rang drei der ICE-Tabelle. Aus sieben Begegnungen resultierten 14 Punkte, über mehr Zähler verfügte Linz zu diesem Zeitpunkt im Saisonverlauf zuletzt im Spieljahr 2016/17.
Spieler im Fokus:
Im Kader der Black Wings stehen gleich vier Cracks mit rot-weißer Vergangenheit: Neben Ramón Schnetzer, Dennis Sticha und Marco Brucker sticht aus diesem Quartett natürlich Martin Schumnig heraus. Der Verteidiger, der bis zum Sommer nie einen anderen Klub als den EC-KAC repräsentiert hatte, wechselte nach 785 Bewerbsspielen für seinen Stammverein nach Linz, wo er umgehend eine wesentliche Rolle einnahm: Unter den Black Wings-Abwehrspielern stand in der laufenden Saison pro Partie nur Logan Roe länger am Eis als er. In der Offensive ist seit Jahren Brian Lebler der gefährlichste Akteur der Oberösterreicher: Kurz vor Transferschluss der vergangenen Saison ermöglichte der Klub dem Stürmer den Wechsel nach Salzburg und damit den späteren Gewinn des Meistertitels, nun steht der Sohn der KAC-Legende Edward Lebler – in seinem insgesamt elften Jahre beim Verein – wieder für Linz am Eis. Aktueller Topscorer der Black Wings ist allerdings nicht der Goalgetter, sondern Mittelstürmer Michael Haga: Der Norweger, der den Großteil seiner Profikarriere in Schweden verbrachte, punktete in sechs der bislang sieben Saisonspiele. Ebenfalls prächtig in Form ist Eigenbauspieler Stefan Gaffal, der bereits sechs Zähler verbuchte und am Freitag für den späten Siegestreffer gegen den HC Pustertal verantwortlich zeichnete.
Bilanz gegen den EC-KAC:
Die Oberösterreicher gehören nicht zwingend zu den Lieblingsgegnern der Rotjacken: Seit der Neugründung der Liga im Jahr 2000 stand der EC-KAC gegen keinen anderen Gegner nach regulärer Spielzeit öfter mit leeren Händen da als gegen die Black Wings (66 Mal). In der jüngeren Vergangenheit lief es für die Rotjacken gegen Linz allerdings recht gut, sechs der letzten sieben Duelle gingen an die Klagenfurter, die in diesen Begegnungen mit 18:3 Punkten und 30:13 Toren bilanzierten. Im historischen Vergleich liegen aber noch immer die Stahlstädter voran: Von bislang 143 Konfrontationen gingen 77 an die Black Wings und 66 an den Rekordmeister. War die Halle an der Unteren Donaulände über lange Jahre ein hartes Pflaster für Rot-Weiß, so kann sich das Fazit aus den Auftritten dort in den letzten Saisonen durchaus sehen lassen: Bei nur einem seiner jüngsten neun Gastspiele verließ der EC-KAC Linz ohne Punkt, zuletzt vier Mal am Stück sogar als Sieger. Länger war eine rot-weiße Erfolgsserie in Oberösterreich bislang noch nie, lediglich zwischen Januar und Oktober 2009 gewannen die Klagenfurter ebenfalls vier aufeinanderfolgende Partien bei den Black Wings.