Mit viel Kampfgeist verwandelten die Rotjacken im Elimination Game in Wien am Freitagabend einen 0:2-Rückstand noch in einem 3:2-Sieg nach Verlängerung, damit gibt es am Sonntag Spiel sechs in Klagenfurt.

Die Rotjacken kamen im Startdrittel der Partie kaum zu konkreten Torchancen, standen in der Abwehr aber weitestgehend solide, bei numerischem Nachteil mussten sie dennoch den ersten Verlusttreffer hinnehmen (Nicolai Meyer/19.). Als die Vienna Capitals früh im zweiten Durchgang – Sheppard fälschte einen Meyer-Schuss in die kurze Ecke ab – erneut im Powerplay anschreiben konnten, roch es bereits leicht nach Saisonende für den Titelverteidiger. Die Mannschaft von Petri Matikainen und Juha Vuori mobilisierte jedoch noch einmal alle Kräfte und dominierte fortan das Spielgeschehen (34:19 Torschüsse ab der ersten Pause). Martin Schumnig sorgte mit dem ersten Doppelpack seiner Karriere für den Ausgleich: Zunächst sendete er aus dem hohen Slot in die Kreuzecke ein (32.), dann kehrte er den Rebound eines Schusses von Manuel Geier zum 2:2 über die Linie (55.). Am Übergang zur Verlängerung hatten die Klagenfurter eine heikle Phase bei numerischer Unterlegenheit zu überstehen, als sie wieder vollzählig agieren konnten, entschieden sie die Partie für sich: Von Thomas Hundertpfund aus der Rundung bedient vollendete der stark aufspielende Niki Kraus aus dem Slot (66.), erstmals seit über zwölf Jahren siegte der EC-KAC wieder in einem Elimination Game. Spiel sechs der Viertelfinalserie steigt am Sonntag (17.30 Uhr) in Klagenfurt.

Drittel 1

Aus einem Turnover der Rotjacken in der neutralen Zone resultierte bereits nach wenigen Sekunden die erste gute Chance für die Vienna Capitals: Nicolai Meyer wurde beim Alleingang aber von Sebastian Dahm gestoppt (1.). In einer frühen „Vier-gegen-Vier“-Phase hatte Matt Prapavessis in halbrechter Position freie Schussbahn, der KAC-Goalie lenkte seinen Schlenzer noch am Kasten vorbei ab (3.). Eine erste Phase numerischen Nachteils überstanden die Klagenfurter mit vier Clearings gut, mit Ablauf der Strafzeit kam Wien jedoch zur Top-Möglichkeit: Im tiefen „Drei-auf-Zwei“ lenkte Meyer den Rückhandpass von außen am Torraum positioniert um Zentimeter an der langen Stange vorbei (9.). Als Alex Wall von der blauen Linie aus abzog, sprang der Abpraller genau zu Joel Lowry, der zwischen den Hashmarks im Fallen direkt übernahm, Dahm war mit seiner Fanghand zur Stelle (13.).

Die Rotjacken kamen im Startdrittel nur zu Abschlüssen aus der Distanz: Als Thomas Koch am rechten Flügel für Matt Fraser liegenließ, setzte dieser den Wristshot an der langen Stange vorbei, im nächsten Angriff verpasste der Kanadier einen Flip-Pass von Petersen an den Crease knapp (jeweils 17.). Weil Nikolaus Hartl beim Partial Breakaway noch gelegt wurde (19.), kamen die Hausherren zu ihrem zweiten Powerplay und dort schließlich auch zu ihrem ersten Treffer: Ein Wall-Fernschuss wurde geblockt, Lowry brachte den Rebound auf der linken Seite nicht auf den Kasten, sondern legte mit Übersicht quer: Vom rechten Faceoff-Punkt aus konnte Nicolai Meyer per aufgeknietem Onetimer flach ins halbleere Tor einsenden (19.).

Drittel 2

Die erste Gelegenheit im zweiten Abschnitt leitete Nick Petersen von hinter dem Kasten aus ein, der von ihm bediente Thomas Koch zog flach zum Tor, scheiterte aber an Bernhard Starkbaum (21.). Dann bediente Lukas Haudum von der rechten Rundung aus mit einem Diagonalpass David Maier, dessen Schuss jedoch noch geblockt wurde (22.). Als Niki Kraus im Konter gut verzögerte und auf Thomas Hundertpfund querlegte, traf dieser von halblinks aus allerdings nur die Schulter des Caps-Goalies (24.). Der erste Treffer gelang daher auch im Mitteldrittel den Gastgebern: Im Powerplay schlenzte Meyer aus dem hohen Slot, halbrechts fälschte in der Shot Lane James Sheppard in die kurze Ecke ab (25.). Auch im nächsten Überzahlspiel war Wien gefährlich: Gegen Meyer von rechts fuhr Dahm den Schoner aus (27.), einen Abpraller klopfte Brody Sutter nur ins Außennetz (28.). Auf der Gegenseite lupfte Petersen einen Rebound aus kurzer Distanz übers Gehäuse, im „Zwei-auf-Eins“-Konter ging Sutter über links steil, der Schlussmann der Rotjacken las den Haken auf die Rückhand gut (jeweils 30.).

Dann kamen auch die Klagenfurter auf die Anzeigetafel: Niki Kraus setzte sich an der linken Halfwall gegen zwei Gegenspieler durch, Nick Petersen brachte den Querpass auf Martin Schumnig an und dieser sendete aus der Distanz und dem Handgelenk in die rechte Kreuzecke ein (32.). In ihrem ersten Powerplay konnten die Klagenfurter nicht nachlegen, die Schlussphase des zweiten Abschnitts gehörte dennoch ihnen: Nach einem Maier-Vorstoß über das halbe Spielfeld wischte Fraser im Zentrum über das Horizontalzuspiel (36.), als Lukas Haudum von rechts abzog und Daniel Obersteiner am Torraum auf den Abpraller klopfte, brachte Starkbaum seinen Beinschoner gerade noch in den Weg (37.). Einen in den hohen Slot zurückspringenden Rebound übernahm Thomas Hundertpfund direkt, verfehlte dabei aber das Gehäuse, als im „Zwei-gegen-Eins“-Gegenstoß Sutter von links nach innen schnitt und schoss, ließ Dahm seine Fanghand hochschnellen (jeweils 39.).

Drittel 3

Auch die erste Gelegenheit im Schlussabschnitt war ein Odd Man Rush der Gastgeber, Luke Moncadas Querpass auf Armin Preiser wurde aber noch gut abgefangen (43.). Manuel Ganahl fälschte einen Schlenzer von Kele Steffler aus der Distanz am kurzen Pfosten vorbei (47.), gegen den das Tor umkurvenden Thomas Koch gab Bernhard Starkbaum keine Einschussfläche her (48.). Dann zog Paul Postma aus dem hohen Slot aus, er kam zwischen den Hashmarks an seinen eigenen Rebound, Schwinger fälschte mit dem Stock im letzten Moment über das Gehäuse ab. Auf der Gegenseite eröffnete sich den Capitals nach einem Block erneut eine „Zwei-gegen-Eins“-Möglichkeit, Postma drängte seinen Gegenspieler aber stark in die Rundung ab (jeweils 48.). Es folgte eine lange anhaltende Druckphase des EC-KAC:

Ein Obersteiner-Wristshot von links wurde an der Stange vorbei abgefälscht (52.), als Niki Kraus am Torraum an den Abpraller eines Hundertpfund-Fernschusses kam und den Puck aus der Drehung und mit der Rückhand aufs Tor brachte, musste Starkbaum sein ganzes Können aufbieten (53.). Lukas Haudum setzte einen Onetimer deutlich neben das Ziel (55.), dann glich der Titelverteidiger aus: Thomas Hundertpfund schickte Manuel Geier auf die Reise, der schoss von halblinks per Slapshot, Starkbaum ließ prallen und Martin Schumnig kehrte den Rebound zum 2:2 über die Linie (55.). Erst danach wurde auch Wien wieder gefährlich: Philippe Lakos ging am rechten Flügel tief, seinen Querpass an den Torraum traf Christof Kromp nicht richtig, der Puck glitt am langen Pfosten vorbei (58.). Mit viel Einsatz sicherte sich der EC-KAC dann die Overtime: Sowohl der Moncada-Abschluss eines „Drei-gegen-Zwei“-Angriffs als auch der Nachschuss Lowrys nach einem Prapavessis-Blueliner wurden geblockt (jeweils 59.).

Verlängerung

Weil Niki Kraus in der Schlussminute der regulären Spielzeit beim Versuch an einen Rebound zu gelangen Goalie Starkbaum touchierte, eröffneten die Rotjacken die Verlängerung mit ihrem fünften Penalty Killing des Abends, diese Aufgabe lösten sie mit drei Befreiungen in 83 Sekunden Unterzahl hervorragend. Die besseren Gelegenheiten in der Overtime hatten aber auch bei „Fünf-gegen-Fünf“ die Capitals: Schumnig kickte den Puck bei einem flachen Net Drive von Hartl über rechts gerade noch weg (62.), ein Karlsson-Fernschuss wurde neben den Kasten abgelenkt (63.). Als Nicolai Meyer zwischen zwei Gegenspielern durchschnitt und frei vor Sebastian Dahm auftauchte (64.), blieb der KAC-Goalie ebenso Sieger wie bei einem 30-Meter-Solo von Fabio Artner wenig später (65.). So konnten die Klagenfurter die Partie doch noch zu ihren Gunsten entscheiden: Aus der rechten Rundung legte Thomas Hundertpfund in den Slot zu Niki Kraus ab, dessen Schuss konnte Bernhard Starkbaum zwar berühren, aber nicht halten (66.), auch die zweite Overtime der Viertelfinalserie ging damit an den EC-KAC. (HB)

Post Game-Kommentar von Head Coach Petri Matikainen:

„Wien hatte in den ersten 30 Minuten mehr vom Spiel, getroffen haben die Capitals aber nur im Powerplay. Nach dem zweiten Gegentor wurden wir im Umgang mit der Scheibe besser, wir schafften es viel nachdrücklicher, das, was wir uns taktisch vorgenommen hatten, auch am Eis umzusetzen, dadurch wuchs unser Selbstvertrauen. Es wurde dann eine Charaktersache: Wollen wir heute in den Urlaub oder am Sonntag weiterspielen. Darauf hat die Mannschaft gut geantwortet, wird fanden einen Weg, diese Partie zu drehen und zu gewinnen. Die Capitals sind eine starke Mannschaft, wir müssen weitere Löcher in ihrem guten System finden. Die Dynamik der Serie hat sich nicht geändert, auch am Sonntag müssen wir siegen, um weiter in der Saison zu bleiben.“

win2day ICE Hockey League, Viertelfinale, 5. Spieltag
18.03.2022 / 19.45 Uhr
Vienna Capitals – EC-KAC 2:3 n.V. (1:0,1:1,0:1)
Steffl Arena Wien, 5.050 Zuschauer
Schiedsrichter: Berneker (AUT), Piragić (CRO)

Aufstellung EC-KAC:
Dahm (Usnik) | Schumnig-Maier, Postma-Steffler, Vallant-Tavželj, Sablattnig | Petersen-Koch-Fraser, Ganahl-Obersteiner-Haudum, Kraus-Hundertpfund-S.Witting, S.Geier-M.Geier-Hochegger, van Ee

Es fehlten:
Holzer, Strong, Würschl, Tičar, Bischofberger (alle verletzt), Unterweger (angeschlagen)

Torfolge:
1:0 Nicolai Meyer (18:46/Joel Lowry, Alex Wall/PP1)
2:0 James Sheppard (24:51/Nicolai Meyer, Alex Wall/PP1)
2:1 Martin Schumnig (30:11/Nick Petersen, Niki Kraus)
2:2 Martin Schumnig (54:58/Manuel Geier, Thomas Hundertpfund)
2:3 Niki Kraus (65:51/Thomas Hundertpfund, Manuel Geier)