Die Rotjacken konnten gleich in ihrer Premierensaison in der im November 1959 eröffneten Stadthalle den Meistertitel gewinnen, vier Jahre später schlugen die Klagenfurter erneut zu.

In der Artikelserie Mythos Stadthalle beleuchtet kac.at bis zum Bezug der Heidi Horten-Arena im Herbst 2022 die reichhaltige Geschichte jener Spielstätte, die der KAC bzw. EC-KAC mehr als sechs Jahrzehnte lang seine Heimat nennen konnte. Im wöchentlichen Abstand werden 63 Schlaglichter auf die 63 Stadthalle-Saisonen der Rotjacken geworfen: Große Triumphe und bittere Niederlagen, denkwürdige Spiele und Persönlichkeiten – jeweils eine Anekdote pro Spielzeit.

Finnischer Premierentorschütze

22.11.1959 / Klagenfurter AC – Stadtauswahl Helsinki (6:4)

Nachdem sie ihre Heimspiele knapp 31 Jahre lang am Freiluftplatz in der damaligen Glangasse ausgetragen hatte, übersiedelte die Eishockey-Sektion des Klagenfurter Athletiksport-Clubs im Herbst 1959 in ihre neue Heimstätte: Am Messegelände südlich des Stadtzentrums war Österreichs dritte Kunsteisbahn (nach den beiden 1909 und 1912 in Wien eröffneten Anlagen und parallel zur Messehalle Innsbruck) entstanden, in der die Rotjacken am 22. November 1959 schließlich ihre erste Begegnung austragen konnten. Der erste Gast im neuen Hause kam aus Finnland: Der KAC hatte sich zur Premiere eine Stadtauswahl Helsinkis eingeladen, die sich mehrheitlich aus Spielern des Zweitligisten Töölön Vesa, der acht von 14 Akteuren im Lineup stellte, rekrutierte. Dem Spiel ging eine von Militärmusik umrahmte Eröffnungszeremonie mit viel Politprominenz voran, besonderen Anklang fanden dabei die Worte von KR Rudolf Novak, dem langjährigen Vereinsfunktionär, der, mittlerweile Stadtrat und Messepräsident, zweifellos als „Vater“ der neuen Eishalle bezeichnet werden konnte. Als erster Torschütze in der langen und großen Geschichte der Stadthalle trat der finnische Stürmer Kyösti Wall in Erscheinung, seinen Treffer egalisierte nur Minuten später der gebürtige Wiener Hermann Knoll, der von 1958 bis 1965 das rot-weiße Trikot trug und für das erste KAC-Tor in der neuen Heimstätte verantwortlich zeichnete. Ein weiterer aus der Bundeshauptstadt stammender Akteur drückte dem Eröffnungsspiel ebenfalls seinen Stempel auf: Adolf Bachura erzielte beim letztendlichen 6:4-Sieg nicht nur einen Doppelpack, sondern stand als Verteidiger über die gesamten 60 Netto-Minuten hinweg am Eis, nach dem Schlussgong galten die Akklamationen der knapp 5.500 Zuschauer vor allem ihm.

22.11.1959, Eröffnungsspiel der Stadthalle Klagenfurt
Klagenfurter AC – Stadtauswahl Helsinki 6:4 (2:1,4:2,0:1)
Torschützen: Hermann Knoll (2), Adolf Bachura (2), Ulrich Koch, Walter Auer bzw. Kyösti Wall (2), Pentti Simola, Olli Knuutinen
Aufstellung KAC: Alfred Huber (Josef Hübner); Adolf Bachura-Hans Zollner, Walter Auer; Gustav Tischer-Thomas Lemon-Ulrich Koch, Gerhard Springer-Hermann Knoll-Erich Romauch, Johann Knabl

Die erste Heimniederlage

04.02.1961 / Klagenfurter AC – Innsbrucker EV (0:1)

Die Rotjacken blieben in ihrer ersten Saison in der Stadthalle in sämtlichen fünf Heimspielen in der Nationalliga siegreich und krönten das Premierenjahr mit dem Meistertitel, dem damals fünften Championat der Klubgeschichte. Auch in der Spielzeit 1960/61 gewann der KAC seine ersten vier Liga-Heimspiele, in der fünften und letzten Partie kam es am 4. Februar 1961 zum Duell mit dem damaligen Erzrivalen aus Tirol: Nur mit einem Erfolg gegen den bis dahin noch ungeschlagenen Innsbrucker EV hätten die Klagenfurter ihre Chance zur Titelverteidigung gewahrt, dementsprechend groß war die Nachfrage nach Eintrittskarten. Am Tag vor der Partie hatten sich bereits um 6.00 Uhr morgens Menschenschlangen vor dem Reisebüro der Kärntner Verkehrsgesellschaft am Neuen Platz gebildet, der beim Öffnen der Tore entstandene Tumult konnte nur von einer als Verstärkung herbeigerufenen Polizeistaffel beendet werden. Die große Erwartungshaltung – die meisterschaftsentscheidende Konfrontation war tagelang Gesprächsthema Nummer eins in der Stadt gewesen – hemmte die Rotjacken. Zwar hatten die Heimischen im ersten Abschnitt spielerische Vorteile zu verzeichnen, gute Einschussgelegenheiten blieben jedoch ungenützt oder wurden vom groß aufspielenden IEV-Goalie Alfred Püls vereitelt. In der Folge blieb die Partie bis in die 58. Minute ohne Treffer, dann entschied eine Nachlässigkeit in der KAC-Abwehr den Titelkampf zu Gunsten der Gäste: Der Kanadier Jack McDonald wusste diese zu nutzen, er sendete aus knapp zehn Metern Entfernung ein und machte sein Team zum Meister. Das zehnte Ligaheimspiel Klagenfurts in der Stadthalle brachte die erste Niederlage, Alpenpokal- und Freundschaftsspiele mitgerechnet, war es der erst zehnte KAC-Verlust in der 49. Heimpartie seit der Halleneröffnung.

Der 15-Jährige schreibt erstmals an

18.01.1962 / Klagenfurter AC – Canadian Flyers (8:5)

In der ersten Hälfte der 1960er-Jahre bestritt der KAC regelmäßig freundschaftliche Vergleichskämpfe mit kanadischen Soldatenmannschaften, die sich insbesondere aus Mitgliedern der Royal Canadian Air Force rekrutierten. Die Rotjacken gastierten auf Stützpunkten der kanadischen Luftstreitkräfte in Frankreich und Deutschland, im Gegenzug konnten sie die Militärteams auch in der Stadthalle begrüßen. Gemeinsamkeit der verschiedenen Auswahlmannschaften war die deutliche Fluktuation hinsichtlich ihrer Spielstärke, die sich aus wechselnden Dienstplänen und -zuteilungen der Soldaten ergab. Aus dem Kreis dieser Teams gastierten am 18. Januar 1962 die Canadian Flyers, stationiert in Zweibrücken in Deutschland, in Klagenfurt, um sich vor rund 1.500 Zuschauern mit dem KAC zu messen. Die Militärmannschaft ging früh im dritten Abschnitt erstmals (mit 5:4) in Führung, dann setzte ein lediglich 15-jähriger KAC-Stürmer das erste Ausrufezeichen in seiner Karriere, die ihm später als bislang einzigem österreichischen Spieler die Aufnahme in die Hall of Fame in Toronto bringen sollte. Josef „Sepp“ Puschnig erzielte mit dem Treffer zum 5:5 sein erstes Tor für die Kampfmannschaft, assistierte anschließend zum 7:5 durch Legionär Rex Turple und schnürte in der Schlussminute seinen Doppelpack, indem er das Endresultat von 8:5 herstellte. Der aus dem eigenen Nachwuchs hervorgegangene Angreifer startete gegen die Canadian Flyers seine Bilderbuchkarriere, in deren Verlauf er nie einen anderen Klub als den KAC repräsentieren sollte. Seinen letzten von insgesamt 387 Treffern (312 in Bewerbs- und 75 in Freundschaftsspielen) für die Rotjacken erzielte er 16 Jahre und 25 Tage später.

Ewiger Torrekord für Lemon

13.01.1963 / Klagenfurter AC – EK Zell am See (12:2)

Nachdem die Rotjacken die Nationalliga-Saison 1961/62 lediglich auf dem dritten Rang abgeschlossen hatten und in der im November und Dezember ausgespielten Kunsteisbahn-Meisterschaft ebenfalls hinter Innsbruck und Wien gelandet waren, eröffneten sie die neue Spielzeit in der Liga mit Auswärtsniederlagen gegen ebendiese Klubs. Die dezente sportliche Krise wirkte sich auch umgehend auf die Zuschauerzahlen aus: Der zweiten Heimpartie in der Nationalliga am 13. Januar 1963 wohnten nur noch 1.100 Fans bei – damaliger Minusrekord in einem Bewerbsspiel seit der Eröffnung der Stadthalle. Gegner war in dieser Begegnung der Tabellennachzügler aus Zell am See, der sich im ersten Abschnitt noch geschickt zu verteidigen mochte. Im zweiten Drittel steigerte sich der KAC: „Lemon hob den Taktstock und schon setzte sein Orchester lautstark ein“, beschrieb eine Tageszeitung das Geschehen. Einmal mehr war der Kanadier also Klagenfurts Bester: Thomas Lemon war 1959 anlässlich des Umzugs in die Stadthalle zu den Rotjacken gewechselt, in fünf Jahren beim Verein avancierte er zum absoluten Publikumsliebling, seine technische Finesse wurde in Anhängerkreisen noch Dekaden später gepriesen. Im besagten Spiel gegen den EK Zell am See schrieb Lemon, damals 29 Jahre alt, insgesamt fünf Mal an. Derartige Scoring-Werte waren beim Angreifer insbesondere in der Saison 1962/63 keine Ausnahme: Am Ende der Spielzeit, seiner vierten in Rot-Weiß, hatte Thomas Lemon unglaubliche 83 Treffer auf seinem Konto – ewiger Torrekord für einen KAC-Spieler. 18 Mal sendete er in der Nationalliga, zwei Mal in der Kunsteisbahn-Meisterschaft und sieben Mal im Alpenpokal ein, in den insgesamt 30 Freundschaftsspielen in diesem Jahr – inklusive den Begegnungen beim traditionsreichen Spengler Cup in Davos – drehte er ganze 56 Mal jubelnd ab.

Drei Teams punktegleich

16.01.1964 / Klagenfurter AC – Wiener EVg (7:2)

Nach ihrem Titelgewinn im Premierenjahr in der Stadthalle mussten die Rotjacken drei Mal in Folge der Konkurrenz den Vortritt lassen, wenn es um die Vergabe des Meisterpokals ging: Sowohl der Innsbrucker EV (1961 und 1963) als auch die Wiener EVg (1962) sicherten sich in der jeweiligen Saison ungeschlagen das Championat. In der aufgrund der Olympischen Winterspiele in Tirol deutlich verkürzten Nationalliga-Spielzeit 1963/64 waren die Klagenfurter jedoch endlich wieder in Schlagdistanz: Am sechsten und letzten Spieltag empfing der KAC mit sechs Punkten am Konto das Team aus der Bundeshauptstadt, das ebenso bei acht Zählern hielt wie der IEV, der sein Programm allerdings bereits abgeschlossen hatte. Die Rotjacken galten in diesem Dreikampf als Außenseiter, waren sie doch nur sechs Tage vor dem Entscheidungsspiel in der Olympiahalle vor über 10.000 Zuschauern mit 3:8 böse unter die Räder gekommen. Doch vor heimischer Kulisse, die Stadthalle war offiziell mit 5.500 Fans gefüllt und damit selbstredend ausverkauft, vermochte sich der KAC maßgeblich zu steigern. Die Klagenfurter ließen sich von der überharten Gangart der Gäste nicht beeindrucken, hielten in den ersten 40 Minuten ihren Kasten rein, während sie sich gleichzeitig über vier selbst erzielte Treffer freuen konnten. Als die Wiener, angeführt von Adelbert Saint John, der später sehr prominent in die KAC-Geschichte eingehen sollte, im Schlussdrittel zur Offensivattacke bliesen, vermochte Rot-Weiß auch dieses Aufbäumen zu parieren. Der Endstand von 7:2 bedeutete, dass sich die Kärntner unter den drei nun punktegleichen Klubs an der Nationalliga-Spitze auf die erste Position schoben, der sechste Meistertitel der Klubgeschichte, der zweite in der Stadthalle gewonnene, war fixiert.