In der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre legten die Rotjacken die längste Serie der Klubgeschichte ohne verlorenes Ligaspiel hin, zudem erlebte die damals noch junge Stadthalle legendäre Europacup-Nächte.

In der Artikelserie Mythos Stadthalle beleuchtet kac.at bis zum Bezug der Heidi Horten-Arena im Herbst 2022 die reichhaltige Geschichte jener Spielstätte, die der KAC bzw. EC-KAC mehr als sechs Jahrzehnte lang seine Heimat nennen konnte. Im wöchentlichen Abstand werden 63 Schlaglichter auf die 63 Stadthalle-Saisonen der Rotjacken geworfen: Große Triumphe und bittere Niederlagen, denkwürdige Spiele und Persönlichkeiten – jeweils eine Anekdote pro Spielzeit.

Der Unverwüstliche trifft erstmals

30.10.1964 / Klagenfurter AC – EC Bad Tölz (7:3)

Nach zuvor drei Freundschaftspartien stieg der KAC in der Saison 1964/65 bereits am 30. Oktober in die Bewerbsspielphase ein: Im Alpenpokal, den die Rotjacken später auch mit nur einer Niederlage in acht Begegnungen gewinnen sollten, war der westdeutsche Vizemeister EC Bad Tölz der erste Gast in der Stadthalle. In der Kabine der Hausherren grassierte zu dieser Zeit ein Virus, sodass sie im Duell mit den Bayern auf eine komplette Sturmlinie verzichten mussten und daher nur zwei Blöcke aufbieten konnten. Diese hatten es aber in sich, tolle Kombinationen verzückten die 3.500 Zuschauer und mündeten letztlich in sieben Treffern. Das erste Tor der Partie ging auf das Konto des im Sommer aus Wien zum KAC gewechselten Austrokanadiers Adelbert Saint John. Er schrieb – auf Vorlage von Starstürmer Adolph Tambellini – erstmals in einem Bewerbsspiel für die Rotjacken an und setzte damit den Grundstein für eine außergewöhnliche Karriere in Klagenfurt: Sieben Jahre lang sollte er für den KAC auflaufen, sechs Mal wurde er mit dem Klub österreichischer Meister, von 1968 bis 1971 fungierte er sogar als Spielertrainer. Seine Torbilanz für die Rotjacken fiel mit 243 Volltreffern (davon 204 in Bewerbsspielen) sehr eindrucksvoll aus, auf europäischer Ebene ist der kleingewachsene Stürmer mit 38 erfolgreichen Abschlüssen bis heute der erfolgreichste KAC-Torjäger. Als Adelbert Saint John den Klub wenige Monate vor seinem 40. Geburtstag verließ, war von einem Karriereende allerdings noch keine Rede: Als Spielertrainer arbeitete er noch einige Jahre lang in Salzburg, Innsbruck und Villach, seinen letzten Einsatz als Aktiver in der Bundesliga absolvierte er im Alter von 48 Jahren in der Saison 1979/80. Danach war endgültig Schluss, er kehrte in seine Wahlheimat Klagenfurt zurück, wo er gemeinsam mit seiner Ehefrau Erika, der Schwester von KAC-Ikone Josef Puschnig, lebte.

Startschuss für Spiele von Europaklasse

22.10.1965 / Klagenfurter AC – SC Bern (7:4)

Das siebte Jahr des Bestehens der Stadthalle war ein besonderes, wurden dem Publikum doch gleich zwei neue Bewerbe geboten, die letztlich über Jahrzehnte Bestand haben sollten: Die Saison 1965/66 war die erste Spielzeit der neuen, nunmehr ausschließlich auf Kunsteis ausgetragenen Bundesliga, gleichzeitig wurde vom Weltverband in diesem Jahr auch der Europacup (der nationalen Meister) eingeführt. Als österreichischer Champion gehörte der KAC im Premierenjahr gleich dem Starterfeld dieses neu geschaffenen Formats an, in dem pro Runde jeweils zwei Heim- und zwei Auswärtspartien auszutragen waren. Zum Auftakt wurde den Rotjacken niemand Geringerer als der Titelträger der Schweiz, der SC Bern, zugelost, die Kärntner starteten mit einem Doppel in der Stadthalle in dieses Duell. Das erste Europacupspiel der Vereins- und auch Spielstättenhistorie ging am 22. Oktober 1965 über die Bühne, knapp 2.500 Zuschauer wohnten der Premiere bei. Josef Puschnig sorgte nach nicht einmal hundert absolvierten Sekunden mit einem erfolgreich abgeschlossenen Sololauf für den ersten KAC-Treffer auf internationaler Ebene, in der Folge begegneten sich der österreichische und der schweizerische Titelträger knapp 50 Minuten lang auf Augenhöhe. Im Schlussdrittel steigerten sich die Klagenfurter deutlich, Treffer von Guy LaFrance, Dieter Kalt sen. und Paul Samonig in den finalen zehn Minuten der Partie sorgten letztlich für einen rot-weißen 7:4-Erfolg. Der Sieg bildete den Startschuss zu einer herausragenden Europacup-Serie der Rotjacken, die auch jede der drei weiteren Konfrontationen mit dem SC Bern für sich entscheiden konnten (10:3, 3:2 und 4:3), ehe sie in der zweiten Runde auch gegen Ungarns Champion Újpest Budapest vier Mal siegten. Gestoppt wurde der KAC-Erfolgslauf erst im Halbfinale: ZKL Brno, das sich im Premierenjahr des Europacups ohne Niederlage den Titel holte, war dort eine Nummer zu groß.

Fast auf Augenhöhe mit den Tschechen

02.02.1967 / Klagenfurter AC – ZKL Brno (4:6)

Auch in seiner zweiten Europacup-Saison legte der KAC einen eindrucksvollen Erfolgslauf hin: Über die Hürden Bad Tölz, Chamonix und Cortina, also die nationalen Meister Deutschlands, Frankreichs und Italiens, sprangen die Rotjacken erneut bis ins Halbfinale, wo wie schon im vorangegangenen Jahr der tschechoslowakische Champion ZKL Brno wartete. Die Klagenfurter dominierten in dieser Saison die heimische Bundesliga und notierten mit einer Siegesquote von 93,8 Prozent einen ewigen Rekordwert in der Klubgeschichte. Dementsprechend konnte sich das von Josef Kus gecoachte Team ganz auf seine Aufgaben auf europäischer Ebene konzentrieren – und agierte dabei sehr erfolgreich. Auch für das Duell mit seinen Landsmännern hatte der tschechische KAC-Trainer ein gutes Konzept parat, anders als im Jahr zuvor agierten die Klagenfurter auf Augenhöhe mit dem Titelverteidiger: Nach 40 Minuten leuchtete eine rot-weiße 3:2-Führung von der Anzeigetafel, zur Hälfte des Schlussabschnitts stand es immer noch 4:4, wobei drei der vier Treffer auf die Konten von Eigenbauspielern (Erich Romauch, Horst Kakl und Gerd Schager) gingen. Mit zwei Fernschüssen durch Bárta und Olejnik entschieden die abgebrühten Gäste die Partie in deren Endphase zu ihren Gunsten, das Resultat war dennoch aller Ehren wert, knapp 5.000 Fans waren begeistert. Noch besser erging es den Rotjacken im zweiten Duell am Folgetag: Vier Tore in den finalen sieben Minuten der Begegnung sorgten für ein umjubeltes 4:4-Unentschieden. Die beiden planmäßigen Rückspiele in der Tschechoslowakei kamen allerdings nicht zur Austragung, der KAC verzichtete auf die Reise, da zeitgleich das österreichische Nationalteam, gespickt mit vielen Cracks der Athletiker, auf Testspielreise in den Vereinigten Staaten unterwegs war. Brno stieg somit ins Finale auf, feierte dort zwei knappe Auswärtserfolge bei Ilves im finnischen Tampere und holte sich damit auch im zweiten Bestandsjahr des Europacups den Titel.

In der heimischen Meisterschaft unantastbar

22.11.1967 / Klagenfurter AC – Innsbrucker EV (1:1)

Im Schatten der Erfolge auf internationaler Ebene waren die Rotjacken in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre das die heimische Bundesliga fast nach Belieben dominierende Team. Ins Wanken kamen sie zu dieser Zeit nur selten, beispielsweise im Heimspiel gegen den traditionellen Rivalen aus Innsbruck am 22. November 1967: Herausragendes Goaltending von Karl Pregl beim KAC sowie dem Kanadier Richard Todd beim IEV sorgte für zwei torlose Abschnitte, erst im dritten Durchgang gelang Ken Cameron nach gutem Felfernig-Zuspiel der von 5.500 Anhängern bejubelte Führungstreffer. Die Tiroler steckten jedoch nicht auf und kamen zwei Minuten vor dem Ende zum Ausgleich: Friedrich Wechselberger kreuzte vor dem Kasten und sorgte somit für jene Verwirrung, die es ermöglichte, dass der Distanzschuss von Haudegen Eduard Mössmer den Weg in die Maschen fand. Das 1:1-Remis stellte einen von nur drei Punkteverlusten der Klagenfurter in dieser Bundesliga-Spielzeit dar, zum zweiten Mal in Folge sicherte sich der KAC den österreichischen Meistertitel ohne eine einzige Niederlage. Das Spieljahr 1967/68 fügte sich somit nahtlos in die längste Erfolgsserie der rot-weißen Klubgeschichte ein: In der heimischen Meisterschaft mussten die Rotjacken zwischen einem 4:6 in Kitzbühel am 6. Januar 1966 und einem 2:4 in Innsbruck am 23. November 1968 keinen einzigen Verlust hinnehmen, von den 35 Ligaspielen, die der KAC in diesem sich über zwei Jahre und 322 Tage erstreckenden Zeitraum bestritt, endete keines mit einer Klagenfurter Niederlage.

Der Penaltykrimi

28.01.1969 / Klagenfurter AC – HC La Chaux-de-Fonds (4:4 n.P.)

Die zehnte Saison des Bestehens der Stadthalle brachte zum siebten Mal (bzw. in der Klubgeschichte zum insgesamt elften Mal) einen Meistertitel für den KAC, 15 Siege in 18 Partien in der erstmals mit Finalrunde ausgetragenen Bundesliga bedeuteten ein erneut souverän errungenes Championat. Sportliche Ausrufezeichen setzten die Rotjacken aber einmal mehr auf internationaler Ebene: Im Europacup, der mittlerweile auf das Format des einfachen Hin- und Rückspiels gewechselt war, hielten sich die Klagenfurter gegen den jugoslawischen Meister Jesenice (6:4 und 5:3) sowie den deutschen Titelträger Füssen (5:2 und 2:1) schadlos, ehe im Viertelfinale der HC La Chaux-de-Fonds aus der Schweiz wartete. Im auswärts ausgetragenen ersten Duell schaffte sich der KAC eine glänzende Ausgangsposition und siegte (nach zwischenzeitlicher 5:1-Führung) mit 5:4. Die so ausgelöste Euphorie sorgte beim Rückspiel für Volksfeststimmung in der gesamten Landeshauptstadt, Sicherheitsbehörden und Ordnungsdienst drückten bei der Belegung der Stadthalle nicht nur ein Auge zu, letztlich drängten sich gut und gerne 6.000 Fans in die völlig überfüllte Arena. Die mit zehn Nationalspielern angetretenen Gäste spielten groß auf und lagen bis kurz vor Schluss mit 4:2 in Führung und damit auf Halbfinalkurs. Doch in der verbleibenden Spielzeit sollte die Begegnung zu einer der denkwürdigsten in der KAC-Geschichte mutieren: Sechs Sekunden vor der Sirene stellte Josef Puschnig nach einem sprichwörtlichen Energieanfall auf 3:4, das kombinierte Score der beiden Partien war damit ausgeglichen, sodass der Sieger in einem damals noch äußerst seltenen Penaltyschießen ermittelt werden musste. Weil es dort nach einer Dreierserie ebenfalls 1:1 unentschieden stand, musste auch das Shootout in die Verlängerung. Im insgesamt elften Versuch sorgte Walter König für das 3:2 aus Klagenfurter Sicht und als direkt danach Goalie Karl Pregl gegen Kapitän René Huguenin parierte, explodierte die Stadthalle förmlich. Das begeisterte Publikum stürmte das Spielfeld, die Rotjacken liefen ihre obligatorische Ehrenrunde nicht selbst, sondern wurden auf Schultern getragen. Die Entwicklungen der folgenden Wochen ließen den Stellenwert des Erfolgs gegen den schweizerischen Serienmeister HC La Chaux-de-Fonds noch einmal steigen: Weil sich der ZKL Brno als indirekte Folge des Prager Frühlings aus dem Bewerb zurückzog, brachte der Viertelfinalsieg des KAC gar das Endspielticket, Klagenfurt stand im Finale des Europacups!