Im neunten Teil der Artikelserie "Mythos Stadthalle" blickt kac.at zurück auf die Saisonen 1999/00 bis 2003/04, die drei Meistertitel für den EC-KAC und die Neugründung der heimischen Liga brachten.

In der Artikelserie Mythos Stadthalle beleuchtet kac.at bis zum Bezug der Heidi Horten-Arena im Herbst 2022 die reichhaltige Geschichte jener Spielstätte, die der KAC bzw. EC-KAC mehr als sechs Jahrzehnte lang seine Heimat nennen konnte. Im wöchentlichen Abstand werden 63 Schlaglichter auf die 63 Stadthalle-Saisonen der Rotjacken geworfen: Große Triumphe und bittere Niederlagen, denkwürdige Spiele und Persönlichkeiten – jeweils eine Anekdote pro Spielzeit.

Zwei Titel in einer Saison

28.03.2000 / EC-KAC – EC VSV (5:2)

Nach dem Ende des „Alpenliga-Zeitalters“ wurde der heimischen Bundesliga, die erneut nur vier Klubs umspannte, in der Saison 1999/2000 mit der Internationalen Eishockey Liga (IEL) ein neuer, allerdings nur einmalig ausgetragener Bewerb zeitlich vorangestellt. In diesem komplettierten zwei slowenische und zwei ungarische Vereine das Feld der acht Starter: Ein Setup, das dem Klagenfurter Publikum nicht attraktiv genug erschien, nur durchschnittlich 2.047 Fans sahen die 17 IEL-Heimpartien. Dennoch holten sich die Rotjacken den Titel, indem sie im Finale den EC VSV bezwangen (4:1 und 1:1), dem sie im Grunddurchgang noch in allen vier Begegnungen unterlegen waren. In der nationalen Meisterschaft, die mit Uniqa erstmals in der Geschichte unter der Schirmherrschaft eines Namenssponsors ausgetragen wurde, wiederholte sich dieses Szenario: Villach gewann beide Duelle in der Regular Season, doch Klagenfurt setzte sich in der Endspielserie durch. Nach zwei knappen KAC-Erfolgen (2:1 auswärts und 4:3 nach Verlängerung zu Hause) holte sich der Favorit aus der Draustadt seinen ersten Sieg (3:1), Spiel vier, ausgetragen am 28. März 2000 in der Stadthalle, sollte demnach vorentscheidenden Charakter erhalten. Vor 5.000 Zuschauern – Höchstwert in dieser Saison, in der kein einziges der 27 Heimspiele der Rotjacken ausverkauft war – entpuppte sich Verteidiger Christer Olsson als entscheidender Faktor am Eis: Während einer fünfminütigen numerischen Unterlegenheit beim Spielstand von 1:1 setzte der Schwede, nachdem er die komplette blau-weiße Hintermannschaft genarrt hatte, den Puck mit der Rückhand zur erstmaligen KAC-Führung in die Kreuzecke (18.). Elf Minuten später ließ Olsson auf einen Brandner-Treffer ein Powerplay-Tor zum 4:1 folgen: Er löste damit einen Knoten, waren die 20 vorangegangenen Überzahlspiele der Rotjacken in der Finalserie doch jeweils ohne Torerfolg zu Ende gegangen. Letztlich siegten die Rotjacken mit 5:2, beim Abgang im engen und dicht gedrängten Kabinentrakt der Stadthalle kam es zwischen KAC-Trainer Lars Bergström und VSV-Stürmer Bradley Purdie zum Handgemenge. Dieses war auch in den Wohnzimmern der Eishockeynation zu sehen, denn die Finalserie 2000 war die erste, in der sämtliche Partien von Pay-TV-Sender Premiere World übertragen wurden. Drei Tage später setzte sich Klagenfurt auch im fünften Endspielduell durch, David Emma zeichnete wie schon in der IEL für das Championship-Clinching Goal verantwortlich, der EC-KAC war zum 26. Mal österreichischer Meister.

Jahr eins der neuen Zeitrechnung

12.10.2000 / DEK Klagenfurt – EC-KAC (2:6)

Der Sommer 2000 brachte im österreichischen Klubeishockey eine weitreichende Zäsur: Der unausweichliche Konkurs der VEU Feldkirch und die Auflösung des CE Wien (der allerdings bereits seit 1997 wieder unter dem Namen Wiener EV firmierte) ließen das Teilnehmerfeld der höchsten Spielklasse auf die beiden Kärntner Teams schrumpfen, dieser endgültige „Ligacrash“ führte zur Neuaufstellung der Uniqa-Bundesliga. Erstmals seit 1991/92 bestritt der EC-KAC wieder eine rein-österreichische Meisterschaft, wie der EC VSV durfte er in dieser jedoch nur mehr zwei Legionäre einsetzen. Komplettiert wurde das Zehnerfeld der neu geschaffenen Liga von sieben Nationalliga-Klubs sowie dem HC Innsbruck aus der Oberliga, ihnen allen war es erlaubt, pro Partie vier Importspieler aufzubieten. Die dadurch erhoffte Angleichung des spielerischen Niveaus zwischen den Teams blieb aus, die beiden Kärntner Klubs gewannen 55 ihrer 64 nicht gegeneinander ausgetragenen Partien im Grunddurchgang und standen sich später auch in der Finalserie gegenüber. In dieser verwandelten die Rotjacken einen 1:2-Rückstand durch drei Siege am Stück in einen 4:2-Erfolg, der das 27. Championat der Klubgeschichte bedeutete. In Erinnerung blieb die Spielzeit 2000/01 aber nicht nur aufgrund des gewonnenen Meistertitels, sondern auch ob der zahlreichen Neuerungen: So spielte mit dem DEK erstmals in der Geschichte ein zweiter Klub aus Klagenfurt in Österreichs höchster Spielklasse, der zudem einen Teil seiner Heimpartien in der Stadthalle, der Heimspielstätte des EC-KAC, zur Austragung brachte. So auch das erste innerstädtische Duell der Saison (und auch der Bewerbsspielhistorie) am 12. Oktober 2000. Dieser Premiere, erstmals seit der Halleneröffnung im Jahr 1959 liefen die Rotjacken in der Stadthalle formell als Auswärtsmannschaft auf, wohnten nur 900 Zuschauer bei, denen zudem spielerische Magerkost geboten wurde. Auf die frühe DEK-Führung reagierte der Rekordmeister nur behäbig, bis zur 52. Minute hatte man sich lediglich einen 3:1-Vorsprung herausgeschossen. Dass dieser in der Schlussphase noch zum 6:2-Endstand verdoppelt werden konnte, änderte nichts mehr daran, dass die Begegnung wie auch die drei weiteren „Stadtderbys“ der Saison (3:2, 8:0, 11:3) überschaubar attraktive Angelegenheiten blieben. Im Schnitt wohnten den vier Duellen zwischen EC-KAC und DEK nur 1.125 Fans bei.

Letztes Playoff-Aus gegen Villach

24.03.2002 / EC-KAC – EC VSV (2:3 n.P.)

Die Kärntner Dominanz der ersten Saison nach dem „Ligacrash“ relativierte sich bereits im darauffolgenden Spieljahr 2001/02, in dem der EC-KAC und der EC VSV vom EHC Linz herausgefordert wurden. Die Oberösterreicher schafften es, das in ihrer Heimatstadt noch nahezu gänzlich unbekannte Profieishockey gut zu vermarkten, Heimspiele wurden vor vollen Rängen ausgetragen, auch auswärts wurde das Team von zahlreichen Anhängern begleitet. Die Black Wings, in deren teaminterner Scorerwertung am Saisonende Akteure mit VEU Feldkirch-Vergangenheit die ersten sieben Ränge belegen sollten, eilten von Sieg zu Sieg: Tabellenplatz eins nach dem Grunddurchgang und Sweeps gegen den HC Innsbruck im Viertel- und die neu in die Liga gekommenen Vienna Capitals im Halbfinale sorgten nach 40 Saisonpartien für die blendende Bilanz von 34 Siegen. Gestoppt wurde diese Erfolgsserie erst im Finale, in dem sich Villach mit 4:1 durchsetzen und somit zum fünften Mal zum Meister krönen konnte. Für die Rotjacken war die Saison eine insgesamt durchwachsene und auch eher enttäuschende: Nach Rang drei in der Regular Season und einem 4:1 im Viertelfinale gegen Zell am See entschieden die Klagenfurter die beiden ersten Halbfinalduelle mit dem EC VSV für sich, es schien, als würde der Rekordmeister ein mittelmäßiges Spieljahr am Ende doch noch in ein gutes verwandeln zu können. Innerhalb von fünf Tagen folgten jedoch drei Villacher Siege, sodass Rot-Weiß am 24. März 2002 vor eigenem Publikum gegen das Saisonende kämpfen musste. Ohne die Schlüsselspieler Gerald Ressmann (gesperrt), Daniel Welser (verletzt) und im Spielverlauf auch Jan Mertzig (dessen starkes, dreijähriges Engagement beim EC-KAC mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe und damit vorzeitig in der Kabine endete) bewiesen die Rotjacken Moral und egalisierten durch Tore von Gregor Hager und Emanuel Viveiros ein 0:2-Defizit. Weil die fällig gewordene Verlängerung torlos blieb, wurde die Halbfinalserie, was heutzutage aufgrund des Regelwerks – Stichwort: Endless Overtime – unmöglich wäre, im Penaltyschießen entschieden, in dem sich die Gäste aus Villach vor 4.500 Zuschauern mit 3:1 durchsetzen konnten. Zum ersten und bislang einzigen Mal in seiner Geschichte hatte der EC-KAC eine Playoff-Serie nach 2:0-Führung noch verloren. Gleichzeitig war das Halbfinale 2002 die bis heute letzte Post Season-Konfrontation der beiden Kärntner Klubs, die der EC VSV gewinnen konnte.

Der erste Import-Goalie seit 40 Jahren

16.03.2003 / EC-KAC – EC Feldkirch (8:0)

In der Saison 2002/03 spielten nach dem endgültigen Aus Kapfenbergs acht Teams in Österreichs höchster Liga, nach zwei der sechs Durchgänge der Regular Season wurde erstmals eine Punkteteilung vollzogen, um das Feld in der Tabelle enger beisammenzuhalten. Dem EC-KAC half dies allerdings wenig, er beendete den Grunddurchgang in der unteren Hälfte des Tableaus auf Rang fünf. Hauptursache dafür war neben einer mageren Heimbilanz (jeder der sieben Konkurrenten siegte zumindest ein Mal in der Stadthalle) auch fehlende Nervenstärke in engen Partien (acht von zehn Spielen, die nach 60 Minuten unentschieden standen, gingen verloren). Obwohl nach 42 Runden nur Leader Linz weniger Gegentreffer kassiert hatte als der EC-KAC, entschloss sich die sportliche Führung dazu, für die Playoffs einen Import-Torhüter – den ersten seit Lawrence Palmer in der Saison 1962/63 – zu verpflichten. Damit endete die KAC-Laufbahn von Michael Suttnig: Der Eigenbauspieler, der im Oktober 1991 in der Kampfmannschaft debütiert hatte und nach vier Jahren in Graz im Verlauf der Saison 1998/98 zur Nummer eins im Kasten seines Stammvereins avanciert war, bestritt am letzten Grunddurchgangsspieltag sein finales Spiel für Rot-Weiß. Sein Ersatz war Andrew Verner, der im Auftaktspiel zur „Best-of-Five“-Viertelfinalserie auswärts gegen den EC Feldkirch seine erfolgreiche Premiere gab. Zwei Tage später, am 16. März 2003, stand der Kanadier erstmals im Rotjacken-Trikot auf Klagenfurter Eis. Vor 2.900 Zuschauern parierte er jeden der 24 auf ihn abgegebenen Schüsse und feierte sein erstes Shutout in Diensten der Klagenfurter. Auch in der dritten und letzten Begegnung mit den Vorarlbergern spielte Andrew Verner „zu null“ – insgesamt blieb er in seinen 185 Ligaspiel-Einsätzen für den Rekordmeister bis 2008 exakt 17 Mal ohne Gegentor. Das klare Halbfinal-Aus gegen den späteren Meister Linz konnte allerdings auch der Goalie – Spitzname „Magic“ – nicht verhindern.

Titelgewinn in der Verlängerung

13.04.2004 / EC-KAC – EC VSV (3:2 n.V.)

Nachdem der EC-KAC zwei Mal hintereinander im Halbfinale gescheitert war, endete im Sommer 2003 die Amtszeit des zweifachen Meistertrainers Lars Bergström, der in 216 Ligaspielen in der Verantwortung auf eine stolze Winning Percentage von 65,7 Prozent gekommen war. Unter seinem Nachfolger Jorma Siitarinen stotterte der rot-weiße Motor zunächst, ab Mitte Januar nahmen die Klagenfurter aber Fahrt auf: 16 Siege in den letzten 19 Partien der Regular Season bedeuteten letztlich Tabellenplatz eins nach dem Grunddurchgang. Im Halbfinale hielten sich die Rotjacken gegen die Graz 99ers in drei Begegnungen schadlos, Stürmer Anthony Iob zeichnete für fünf der zehn KAC-Treffer in dieser Serie verantwortlich. Weil sich auch der EC VSV in drei Partien gegen Linz durchzusetzen vermochte, kam es zum fünften und bislang letzten Mal in der Geschichte des österreichischen Eishockeys zum Aufeinandertreffen der beiden Kärntner Lokalrivalen in einer Finalserie. Diese, ebenfalls im „Best-of-Five“-Modus ausgetragen, eröffneten die Klagenfurter Favoriten mit zwei knappen Siegen, weil die Adler jedoch Spiel drei und vier gewinnen konnten, kam es am 13. April 2004 zum Entscheidungsspiel in der mit 5.100 Zuschauern ausverkauften Stadthalle. In einer packenden, zwar nicht hochklassigen, aber enorm spannenden Begegnung stand es bis zur 51. Minute 1:1 unentschieden, dann schockte Günther Lanzinger ganz Klagenfurt mit dem Führungstor für den EC VSV. Thomas Koch – in seinem letzten Spiel in Diensten der Rotjacken für mehr als sieben Jahre – glich jedoch nur 20 Sekunden später aus, die Entscheidung in der Titelvergabe musste in der Verlängerung fallen. Dort gelang David Schuller eines der denkwürdigsten KAC-Tore der jüngeren Vergangenheit: Auf der eigenen blauen Linie nahm er am linken Flügel den Puck auf, durchquerte die neutrale Zone, schnitt im Offensivdrittel über den linken Faceoff-Kreis und um Herbert Hohenberger herum zum Tor und bezwang Gert Prohaska mit einem Haken auf die Rückhand im Fallen – 65:13 Minuten waren gespielt. Grenzenloser Jubel, der EC-KAC war zum 28. Mal österreichischer Eishockey-Meister.