Das rot-weiße Wellental vom Meistertitel zum Abstiegskampf und der Publikumsliebling Bjørn Skaare: Teil fünf von "Mythos Stadthalle" zu den KAC-Saisonen 1979/80 bis 1983/84.

In der Artikelserie Mythos Stadthalle beleuchtet kac.at bis zum Bezug der Heidi Horten-Arena im Herbst 2022 die reichhaltige Geschichte jener Spielstätte, die der KAC bzw. EC-KAC mehr als sechs Jahrzehnte lang seine Heimat nennen konnte. Im wöchentlichen Abstand werden 63 Schlaglichter auf die 63 Stadthalle-Saisonen der Rotjacken geworfen: Große Triumphe und bittere Niederlagen, denkwürdige Spiele und Persönlichkeiten – jeweils eine Anekdote pro Spielzeit.

In 40 Partien zum Jubiläumstitel

29.09.1979 / Klagenfurter AC – Wiener EV (3:4)

In der Saison 1979/80 erbrachten die Rotjacken den endgültigen Beweis des geglückten Generationswechsels: Nach dem verpassten Meistertitel 1978 und den indirekt daraus resultierenden Karriereenden von langjährigen Stamm- und Spitzenkräften wie Josef Puschnig, Walter König, Herbert Gasser oder Gerhard Felfernig wurde der KAC umgehend wieder Champion und bestätigte den Titel in der darauffolgenden Spielzeit erneut. Der Saisonstart verlief jedoch holprig: In den beiden letzten Karawankencup-Heimspielen vor dem Ligaauftakt kassierten die Klagenfurter gegen Kapfenberg und Jesenice insgesamt gleich 15 Gegentore, auch die erste Partie in der Meisterschaft ging verloren: Vor knapp 4.000 Zuschauern setzte sich der Wiener EV in der Stadthalle mit 4:3 durch. Der spätere KAC-Trainer William „Bill“ Gilligan schoss den Hauptstadtklub in Minute 55 mit 3:2 in Führung, Sadjina glich noch einmal aus, doch 14 Sekunden vor dem Ende fixierte Herbert Haiszan, der noch bis zum vorangegangenen Frühjahr für die Rotjacken aufgelaufen war, den Wiener Auswärtssieg. Es sollte die einzige rot-weiße Heimniederlage der gesamten Saison bleiben, folgten darauf doch 18 Siege und ein Unentschieden. Somit war es einmal mehr die Stärke auf eigenem Eis, die die Basis für einen KAC-Meistertitel – den 20. der Klubgeschichte und den 16. in der Stadthalle – bildete. Die Rotjacken entfalteten 1979/80 auch erneut ihr offensives Potenzial: Die Eigenbau-Sturmlinie aus Alexander Sadjina, Herbert Pöck und Rudolf König bombte nicht weniger als 95 Ligatore, nicht minder produktiv agierten die beiden Legionäre dieser Saison, die Finnen Pertti Koivulahti (57 Treffer, davon 44 in Ligaspielen) und Seppo Ahokainen. Für den Letztgenannten endete mit dem Titelgewinn 1980 ein dreijähriges, sehr erfolgreiches Engagement in Klagenfurt: Der Stürmer, dekoriert mit acht WM- und einer Olympia-Teilnahme sowie 15 Spielzeiten in Finnlands höchster Liga, verbuchte für den KAC, der einzigen Auslandsstation seiner Karriere, insgesamt 120 Tore, davon 95 in Bundesligaspielen.

Die schlechteste Saison der Vereinsgeschichte

30.09.1980 / Klagenfurter AC – EC VSV (6:8)

An die Spielzeit, in der das 20. Championat der Klubhistorie gewonnen werden konnte, schloss für die Rotjacken unmittelbar die wohl schwächste Saison in ihren 63 Jahren in der Stadthalle an. Im Europacup scheiterten die Klagenfurter gleich in der ersten Runde am HC Gröden aus Italien, die Bundesliga wurde mit einem 6:9-Verlust bei der VEU Feldkirch (nach zwischenzeitlichem 1:8-Rückstand) eröffnet. Das erste Ligaheimspiel, ausgetragen am 30. September 1980, erlangte schließlich traurige Berühmtheit: Vor mit 5.500 Zuschauern ausverkauftem Haus musste sich der KAC erstmals in seiner Geschichte in einem Bewerbsspiel auf eigenem Eis dem EC VSV geschlagen geben. Die in dieser Saison bärenstarken Draustädter, die sich viereinhalb Monate später über ihren ersten Meistertitel überhaupt freuen konnten, traten in diesem ersten Derby des Spieljahres mit dem erst 17-jährigen Arno Cuder im Tor an, der sein Gegenüber Robert Mack, der nach 40 Minuten und sieben Gegentoren entnervt ausgewechselt wurde, an diesem Abend klar überflügelte. Letztlich leuchtete ein 6:8 von der Anzeigetafel: Der erste blau-weiße Sieg in der Landeshauptstadt in einem Ligaspiel überhaupt, gleichzeitig der erste auf Klagenfurter Eis seit einem freundschaftlichen Duell im Februar 1956, also mehr als 24 Jahren. Auch der weitere Saisonverlauf gestaltete sich aus rot-weißer Sicht äußerst dürftig: Der Titelverteidiger verpasste mit sechs Zählern Rückstand auf Rang vier die Qualifikation für die Meisterrunde und musste daher sogar in die Relegationsgruppe. Dort sorgten erst zwei knappe 2:1-Heimsiege gegen den HC Salzburg und WAT Stadlau sowie ein 4:1-Erfolg im Rückspiel gegen den zweiten Hauptstadtklub für den endgültigen Klassenerhalt. Drei der sieben Treffer gegen Stadlau gingen auf die Konten der Kanadier Richard Jordan und Randy MacGregor, die während der Saison ihre glücklosen Vorgänger auf den Importpositionen, Gordon Brooks und Rick Adduono, ersetzt hatten. Obwohl die Klagenfurter das Abstiegsgespenst letztlich vertreiben konnten, ging die Spielzeit 1980/81 als eine der schwächsten in die KAC-Annalen ein: Nur 38,2 Prozent der Saisonspiele – niedrigster Wert von der Bundesligagründung 1965 bis heute – konnten gewonnen werden, die dürftigen Leistungen ließen auch das Publikumsinteresse einbrechen. Der Zuschauerschnitt sank gegenüber dem vorangegangenen Jahr um 32 Prozent auf 2.388 pro Spiel, erst nach dem Ligacrash des Jahres 2000 sollten die Rotjacken wieder vor derartig wenigen Anhängern spielen.

Der „Popstar“ aus Norwegen

22.02.1982 / Klagenfurter AC – VEU Feldkirch (4:6)

Nach der enttäuschenden vorangegangenen Saison brachte der Sommer 1981 für den KAC wieder einen deutlichen Um- und auch Aufschwung: Sinnbildblich für diesen stand der neu verpflichtete Angreifer Bjørn „Botta“ Skaare, der in Klagenfurt auf Anhieb zum Publikumsliebling avancierte. Die unwiderstehlichen Sturmläufe des Norwegers trugen wesentlich dazu bei, dass die rot-weiße Offensive wieder deutlich besser in Schwung kam. Schon in den vier Karawankencup-Partien vor dem Ligastart dokumentierten 37 KAC-Tore die neu entdeckte Feuerkraft. Die Rotjacken beendeten den Grunddurchgang nach 13 Siegen in 14 Heimspielen erstmals seit vier Jahren wieder auf Rang eins, auch die Meisterrunde eröffneten sie mit vier Erfolgen am Stück. Die Entscheidung über die Titelvergabe wurde dann zum nervenaufreibenden Showdown zwischen den Klagenfurtern und der VEU Feldkirch. Weil der KAC am vorletzten Spieltag in Villach mit 6:8 den Kürzeren zog, während die Vorarlberger zu Hause gegen Salzburg ein 1:2-Defizit nach 40 Minuten noch in einen 8:3-Kantersieg verwandelten, gingen die beiden Teams punktegleich in das direkte Duell in der zehnten und letzten Runde. Bereits in den Morgenstunden nach der donnerstägigen Derbyniederlage war die Stadthalle für den Showdown am Montag restlos ausverkauft, binnen weniger Stunden wurden Tickets im Bruttowert von über 400.000 Schilling an den Fan gebracht. Die Partie selbst verlief dann zunächst ganz nach dem Geschmack der 5.500: Herbert Pöck und Rudolf König glichen zwei Mal eine von Kelvin Greenbank herausgeschossene Führung für die Gäste auf, als wiederum Pöck und Publikumsliebling Skaare in Minute 36 innerhalb von nur 13 Sekunden auf 4:2 stellten, wähnte sich Rot-Weiß bereits im Meisterhimmel. Doch folgte ein düsterer Schlussabschnitt: Brian Hill verkürzte für die VEU und erzielte in der 57. Minute den Ausgleich, ein Unentschieden hätte Feldkirch aufgrund des besseren Torverhältnisses zum Titelgewinn gereicht. Der KAC musste alles auf eine Karte setzen – und verlor: Wolfgang Kocher und Alexander Barinev trafen in der Schlussminute, erstmals in der österreichischen Eishockeygeschichte ging der Meistertitel ins „Ländle“. Der für „Popstar“ Bjørn Skaare fast märchenhaft verlaufenen Saison, in der er sämtliche 38 Ligaspiele bestritt und in 24 davon auch als Torschütze in Erscheinung trat (insgesamt 38 Bundesligatreffer), fehlte der krönende Abschluss. Im darauffolgenden Herbst fand das rot-weiße Kapitel im Leben des Ausnahmestürmer ein Ende: Schon während der Saisonvorbereitung reiste er aus persönlichen Gründen in seine Heimat, kehrte dann für zwei Testspiele nach Klagenfurt zurück, um anschließend seinen Vertrag beim Rekordmeister aufzulösen. Im Sommer 1989 verstarb Norwegens erster NHL-Spieler der Geschichte bei einem Verkehrsunfall in Schweden, er wurde nur 30 Jahre alt.

Spitzenkraft Lebler in der Torfabrik Klagenfurt

04.11.1982 / Klagenfurter AC – EHC Lustenau (16:8)

Auch ohne Bjørn Skaare konnten die Rotjacken ihr offensives Output in der folgenden Saison noch einmal steigern: Ein (seither nie wieder erreichter) Schnitt an 6,00 Treffern pro Ligaspiel und insgesamt gleich zehn Saisonpartien – sieben in der Bundesliga, drei im Karawankencup – mit zweistelligen Siegen gelangen den Klagenfurtern in der Spielzeit 1982/83. Die trefferreichste Begegnung war dabei das erste KAC-Heimspiel gegen den Aufsteiger aus der Nationalliga, den EHC Lustenau, das am 4. November 1982 in der Stadthalle ausgetragen wurde. Rund 2.600 Zuschauer wurden Zeugen eines wahren Torfestivals, in dem gleich 24 Mal jubelnd abgedreht werden konnte – davon 16 Mal von den Rotjacken. Die Partie auf insgesamt eher bescheidenem Niveau war allerdings weniger von offensiver Klasse denn von zwei defensiv inferior organisierten Teams gekennzeichnet. Dies machte sich insbesondere Stürmer Edward Lebler zu Nutzen: Der Austro-Kanadier, seine Eltern waren einst aus der Steiermark nach Nordamerika ausgewandert, war im vorangegangenen Sommer aus Salzburg an den Wörthersee gewechselt und etablierte sich im rot-weißen Jerseys als einer der erfolgreichsten Torjäger der Klubgeschichte. In besagtem Spiel gegen die Vorarlberger traf er in Minute 24, ehe er im Schlussabschnitt vier weitere Male anschreiben konnte. Damit leistete er einen wesentlichen Anteil daran, dass die Rotjacken den 8:6-Vorsprung nach zwei Dritteln noch zu einem 16:8-Kantersieg ausbauen konnten. Die Partie stand sinnbildlich für die enorme Trefferquote Edward Leblers in seiner Premierensaison beim KAC: Er erzielte in 29 der 38 Bundesligaspiele 1982/83 zumindest einen Treffer, am Ende der Spielzeit standen für ihn 52 Tore zu Buche – nie zuvor oder danach hatte ein Spieler der Rotjacken in einer Liga-Saison öfter getroffen. Für seine Mannschaft verlief das Spieljahr ebenfalls weitestgehend positiv: Nach einer derben 0:7-Pleite gegen den Wiener EV im November verlor Klagenfurt kein einziges seiner verbleibenden elf Heimspiele mehr, sodass es wie schon in der Saison zuvor am zehnten und letzten Spieltag der Meisterrunde zum den Titelkampf entscheidenden Showdown mit der VEU Feldkirch kam. Anders als im Vorjahr traf man sich nun in der Vorarlberghalle, der Ausgang blieb jedoch der gleiche: Das 2:2-Remis (nach rot-weißer 2:0-Führung durch Edward Lebler und Markus Schretter) reichte den Gastgebern zur Verteidigung der Meisterkrone, letztlich fehlte dem KAC nur ein einziger Treffer zum großen Glück.

Übergangssaison mit großen Leistungsschwankungen

27.12.1983 / Klagenfurter AC – EC VSV (13:1)

Nach zwei jeweils erst im 38. und letzten Saisonspiel vergebenen Chancen auf den Meistertitel in den beiden Jahren zuvor stellte die Saison 1983/84 aus rot-weißer Sicht wieder einen deutlichen Rückschritt dar. Mitte November wurde im Anschluss an zwei Auswärtsniederlagen in Wien und Kapfenberg Trainer Rudolf Šindelář vom Dienst freigestellt, der in seinen zweieinhalb Jahren in der Verantwortung allerdings auf eine starke Winning Percentage von 65,2 Prozent verweisen konnte – ein Wert, den später selbst der vierfache Meistertrainer William „Bill“ Gilligan nicht erreichen sollte. US-Stürmer Ralph Cox avancierte zum Spielertrainer des KAC, vermochte dem Team aber nicht jene Stabilität zu verleihen, die nötig gewesen wäre, um an der Tabellenspitze mitzuspielen. Geschuldet war dies auch dem dicht gedrängten Terminplan, der kaum Zeit und Platz für die Arbeit an Adaptierungen am Spielsystem ließ: Aufgrund der Olympischen Winterspiele in Sarajevo endete die Bundesligasaison bereits Mitte Januar, die insgesamt 38 Runden wurden innerhalb von nur 114 Tagen förmlich durchgepeitscht. Die Rotjacken beendeten den Grunddurchgang auf Rang vier und enttäuschten anschließend in der Meisterrunde mit nur drei Siegen aus zehn Partien, sodass sie in der Endabrechnung noch von WAT Stadlau und der Kapfenberger SV überholt wurden. Ein besseres Abschneiden verhinderten die enormen Leistungsschwankungen der KAC-Mannschaft in dieser Saison, symptomatisch dafür standen beispielsweise die beiden letzten Heimspiele in der Regular Season, als binnen fünf Tagen auf einen begeisternden 8:3-Erfolg gegen den amtierenden (und neuerlichen) Meister Feldkirch eine 5:7-Pleite gegen den späteren Absteiger Wien folgte. Eines der wenigen Highlights der Spielzeit lieferten die Klagenfurter am 27. Dezember 1983: Im Derby gegen den EC VSV, den man in den zuvor vier Saisonduellen nie bezwingen konnte, traten die Rotjacken wie verwandelt auf, führten nach zwei Abschnitten mit 6:1 und steigerten sich im Schlussdrittel in einen wahren Spielrausch: Zwischen der 42. und 45. Minute gelangen vier weitere Treffer, in Minute 46 komplettierte der KAC die Demütigung, als Thomas Cijan und Herbert Pöck innerhalb von nur sechs Sekunden jeweils bei numerischer Unterlegenheit einsendeten. Der Endstand lautete 13:1 für den Rekordmeister, den 1983/84 ansonsten toll aufspielenden Draustädtern fehlten am Ende exakt zwei Punkte auf ihr zweites Championat.